Führungswechsel:Cordes wird neuer Metro-Chef

Die Haniel-Gruppe spielt beim Handelskonzern Metro ihre Macht als größter Aktionär aus: Haniel-Chef Eckhard Cordes übernimmt vorübergehend den Chefposten, wie die SZ erfuhr.

Von H.-W. Bein, M. Beise und S. Weber

Der langjährige Vorstandsvorsitzende Hans-Joachim Körber muss gehen. Cordes will die Metro kompromisslos auf Rendite trimmen.

Führungswechsel: Eckhard Cordes soll den Konzern Metro führen.

Eckhard Cordes soll den Konzern Metro führen.

(Foto: Foto: AP)

Beim größten deutschen Handelskonzern kommt es damit überraschend zu einem Führungswechsel. Bereits Ende Oktober soll Vorstandschef Körber seinen Posten verlieren und durch Cordes ersetzt werden. Das erfuhr die Süddeutsche Zeitung aus Unternehmenskreisen.

"Kein Kommentar"

Cordes ist seit Februar 2006 Aufsichtsratschef der Metro und im Hauptamt Vorstandsvorsitzender des Duisburger Mischkonzerns Haniel. Die Metro lehnte eine Stellungnahme zu dem Chefwechsel ab. "Marktgerüchte kommentieren wir nicht", sagte Konzernsprecher Jürgen Homeyer.

Haniel hatte vor knapp drei Wochen seinen Anteil an der Metro auf 34,24 Prozent verdoppelt. Zusammen mit der Aktionärsfamilie Schmidt-Ruthenbeck verfügt Haniel über mehr als 50 Prozent der Stimmrechte. Seit dieser Veränderung im Eigentümerkreis war über eine Neuausrichtung des Handelskonzerns spekuliert worden. Auch Körbers Position, der seit 1999 an der Spitze des Unternehmens steht und dessen Vertrag noch bis 2009 läuft, galt nicht mehr als sicher.

Damit nimmt innerhalb von nur einem Jahr der sechste Chef eines Dax-Konzerns seinen Hut. Zuvor hatten bereits drei Vorstandsvorsitzende unfreiwillig ihre Posten räumen müssen: Bernd Pischetsrieder (Volkswagen), Kai-Uwe Ricke (Telekom) und Harry Roels (RWE). Klaus Kleinfeld (Siemens) hatte nach Zögern im Aufsichtsrat auf eine Vertragsverlängerung verzichtet. Als Fünfter schied Wulf von Schimmelmann (Postbank) auf eigenen Wunsch vorzeitig aus.

Zuvor hatten bereits vier Vorstandsvorsitzende unfreiwillig ihre Posten räumen müssen: Bernd Pischetsrieder (Volkswagen), Kai-Uwe Ricke (Telekom) Harry Roels (RWE) und Klaus Kleinfeld (Siemens). Ein Fünfter, Wulf von Schimmelmann (Postbank), schied auf eigenen Wunsch vorzeitig aus.

Schwachstelle Kaufhof

In Aktionärskreisen wurde dem bisherigen Metro-Chef Körber vorgeworfen, den Handelskonzern nicht schnell genug auf Rendite zu trimmen. Körber kann zwar auf die kräftige Expansion der Cash&Carry-Großmärkte und der Elektronikketten Media Markt und Saturn verweisen. Die Sanierung der SB-Warenhäuser Real kommt aber nur schleppend voran. Und der Warenhauskonzern Kaufhof ist schon lange eine Schwachstelle. Diese wunden Punkte waren Körber stets vorgehalten worden.

Und sie kennt Cordes als Chef des Aufsichtsrates ganz genau. Bisher hatte er als Eigentümer mit einem Anteil von 18,5 Prozent nur wenig Möglichkeiten, stärker in das operative Geschäft einzugreifen. Denn bislang herrschte zwischen den drei Metro-Hauptaktionären - neben Haniel, der Familie Schmidt-Ruthenbeck und Firmengründer Otto Beisheim mit einem Anteil von 18,46 Prozent - ein Gleichgewicht. Sie hatten sich per Vertrag verpflichtet, zusammenzuarbeiten. Das verhinderte wichtige Entscheidungen. Kenner des Unternehmens berichten, Beisheim würde nie seine Zustimmung zu einem Verkauf von Real und Kaufhof geben.

In der neuen Konstellation kann Cordes die Interessen der Haniel-Familie, die seit langem unzufrieden mit der Wertentwicklung von Metro ist, besser durchsetzen. Der frühere Top-Manager von DaimlerChrysler hat stets betont, klare Vorstellungen darüber zu haben, wie es bei Metro weitergeht. Kurz nach seinem Amtsantritt hatte er Gerüchte über einen möglichen Ausstieg von Haniel und eine Zerschlagung des Handelskonzerns dementieren müssen. Denn im vergangenen Herbst hatte die Familie Schmidt-Ruthenbeck 5,39 Prozent ihrer Aktien verkauft und damit Spekulationen genährt, das langjährige Bündnis der drei Großaktionäre stehe vor der Auflösung.

Was wird aus Real und Kaufhof?

Nach der Ablösung von Körber ist bei Metro vor allem offen, wie es mit der Verbrauchermarktkette Real und dem Kaufhof weitergeht. Real erwirtschaftet seit mehreren Jahren Verluste; bereits mehrfach wurde das Topmanagement ausgetauscht. Im vergangenen Jahr hatte Real sein Geschäft durch die Übernahme der deutschen Wal-Mart-Märkte gestärkt. Auch die Zukunft der Warenhaus-Tochter Kaufhof ist nach der Ablösung von Körber offen.

Weil Cordes einen engen Kontakt zu Alexander Dibelius, dem Deutschlandchef der Investmentbank Goldmann Sachs, besitzt, halten es Beobachter für möglich, dass Kaufhof und Karstadt zueinander finden. Denn Dibelius ist auch ein enger Vertrauter von Arcandor-Chef Thomas Middelhoff. Nach SZ-Informationen gibt bei Haniel darüberhinaus Überlegungen, die Elektronikkette MediaMarkt/Saturn an die Börse zu führen und das Geschäft mit den C&C-Märkten in die Haniel-Gruppe zu integrieren.

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