Führungswechsel bei EnBW:Ein Fußtritt zum Abschied

Vor wenigen Tagen hat Utz Claassen, Chef vom Energieversorger EnBW, überraschend seinen Rückzug verkündet. Jetzt dürfte der Grund klar sein.

Electricité de France (EdF), Großaktionärin des deutschen Energieversorgers EnBW, rechnet laut Handelsblatt mit dem scheidenden EnBW-Chef Utz Claassen ab.

Die Zeitung berichtet, das EdF-Management ziehe in einem vierseitigen Papier eine vernichtende Bilanz der Amtszeit des Managers. Claassen hatte zu Wochenbeginn überraschend seinen Rückzug vom Amt des EnBW-Vorstandsvorsitzes angekündigt hatte.

Das Papier enthalte herbe Kritik am persönlichen Führungsstil Claassens sowie konkrete Kritik an unternehmerischen Entscheidungen, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Unternehmenskreise von EdF.

Mit falschen Federn geschmückt

Die Abrechnung beginne mit der Kritik, Claassen habe erste Sanierungserfolge während seiner Amtszeit als Ergebnis seiner Arbeit dargestellt. Tatsächlich seien diese jedoch einem Sanierungsprogramm zu verdanken, das Claassens Vorgänger Gerhard Goll initiiert habe.

Claassen werde weiter vorgeworfen, er habe im Unternehmen eine "Kultur des Misstrauens und der Intrige" entstehen lassen. Auch die Außenwirkung der Arbeit des EnBW-Vorstandschefs erhält demnach schlechte Noten.

Die Glaubwürdigkeit von EnBW im politischen Umfeld und auf den Energiemärkten habe extrem gelitten. Außerdem habe Claassen die Großaktionäre und den Aufsichtsrat nicht ausreichend informiert. Dies habe zu Fehlentscheidungen geführt.

Bestenfalls noch ein Regionalversorger

Claassen habe das Unternehmen heruntergewirtschaftet. Es sei bestenfalls noch als baden-württembergischer Regionalversorger zu betrachten.

Claassen, seit gut vier Jahren im Amt, hatte für seinen Rückzug zu Wochenbeginn "strukturelle, professionelle, persönliche und familiäre Gründe" ins Feld geführt. Schnell war spekuliert worden, er habe sich mit Großaktionär EDF überworfen - eine Annahme, die vor dem Hintergrund des jetzt zitierten Papier äußerst plausibel erscheint.

Claassens Vertrag läuft zwar noch bis April 2008. Nach Handelsblatt-Informationen soll der Top-Manager aber bereits deutlich vor Ende der Vertragslaufzeit aus dem Konzern ausscheiden.

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