Französischer Skandalbanker:Milliardenspekulant Kerviel ist frei

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"Ich bin superfroh, heute 'rauszukommen": Jérôme Kerviel mit einer Unterstützerin nach seiner Haftentlassung.

(Foto: AFP)

150 Tage statt fünf Jahre: Der wegen verzockter Milliarden verurteilte Banker Jérôme Kerviel ist aus dem Gefängnis entlassen worden. Mit elektronischer Fußfessel.

  • Der französische Skandalbanker Jérôme Kerviel ist wieder frei. Er muss aber eine Fußfessel tragen.
  • Mit seinen Milliardenspekulationen hatte Kerviel die Großbank Société Générale an den Rand des Ruins getrieben.
  • Er wird nun als Berater in einem Software-Unternehmen arbeiten. Der juristische Streit um seine Person ist aber noch nicht vorbei.

Freiheit nach 150 Tagen Haft

Der wegen seiner Milliarden-Spekulationen verurteilte französische Skandalbanker Jérôme Kerviel ist nach 150 Tagen Haft aus dem Gefängnis entlassen worden. Kerviel verließ die Haftanstalt in Fleury-Mérogis im Süden von Paris am Montagmorgen in Begleitung seines Anwalts. Ihm wurde eine elektronische Fußfessel angelegt, die Bedingung für die Haftentlassung. "Ich bin superfroh, heute herauszukommen", sagte Kerviel zu wartenden Journalisten. "Ich will ein normales Leben führen."

Finanzspekulationen im Milliardenbereich

Kerviel hatte vor sechs Jahren mit seinen Finanzspekulationen die französische Großbank Société Générale fast in den Ruin getrieben, er soll seinem Arbeitgeber einen Verlust von 4,9 Milliarden Euro eingebrockt haben. Er wurde deswegen zu fünf Jahren Haft verurteilt, von denen zwei zur Bewährung ausgesetzt wurden. Seine Haftstrafe trat er Mitte Mai an, nachdem er 2008 bereits 41 Tage in Untersuchungshaft gesessen hatte.

Am Donnerstag gab das Berufungsgericht von Paris einem Antrag von Kerviels Anwalt statt, den 37-Jährigen mit einer elektronischen Fußfessel aus der Haft zu entlassen. Kerviel muss unter der Woche die Nächte in seiner Wohnung verbringen, darf diese aber zwischen 7.00 Uhr und 20.30 Uhr verlassen. Am Wochenende gibt es keine Beschränkungen.

Kerviel wird als Berater in einem Software-Unternehmen arbeiten. Die Fußfessel wird er voraussichtlich bis Juni 2015 tragen müssen. "Das ist immer noch besser, als in einer neun Quadratmeter großen Zelle eingesperrt zu sein", sagte Kerviel am Montag.

Höhe des Schadensersatzes wird noch verhandelt

Die juristischen Auseinandersetzungen um Kerviel sind indes noch lange nicht vorbei: Frankreichs Oberster Gerichtshof bestätigte zwar im März die Haftstrafe gegen den Banker, erklärte den gegen ihn verhängten Schadenersatz in der Rekordhöhe von 4,9 Milliarden Euro aber für ungültig. Der Schadenersatz wird nun vor dem Berufungsgericht von Versailles bei Paris neu verhandelt. Kerviel bestreitet, dass er der Société Générale mit seinen Finanzspekulationen einen Verlust von 4,9 Milliarden Euro bescherte.

Der Fall gilt als Symbol für die Auswüchse der Finanzwelt. Kerviel räumte zwar eine Teilschuld ein, stellte sich aber zugleich als Opfer des Systems dar. Unterstützung erhielt er von bekannten Linkspolitikern wie Jean-Luc Mélenchon von der Linkspartei und Eva Joly von den Grünen.

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