Viele Zugräder standen wieder still am Montag in Frankreich - was Bahnkunden, wie hier in einem Pariser Vorort, große Geduld abforderte. Zu Beginn der zweiten Streikwoche der Bahngewerkschaften fuhr landesweit nur ein Drittel der Regionalzüge, auf den Fernstrecken verkehrten nur 20 Prozent der Züge. Die Streikbeteiligung unter den Beschäftigten der Staatsbahn SNCF sank gegenüber der Vorwoche zwar leicht. Doch bei den Lokführern - ohne die nichts geht - war sie mit 74 Prozent unverändert hoch. SNCF-Chef Guillaume Pepy bezifferte den wirtschaftlichen Schaden, den der Konzern in wenigen Tage erlitten hat, auf 100 Millionen Euro. Hinzu kommen Einbußen der Kunden im Güter- und Personenverkehr.
Mit dem Streik wollen die Gewerkschaften eine Reform vereiteln, die das Ende des beamtenähnlichen Bahner-Status und die Öffnung des Schienennetzes für SNCF-Wettbewerber vorsieht. Frankreichs Regierung, die am Montag die Reform ins Parlament einbrachte, zeigt sich kompromisslos: Premier Édouard Philippe sagte, die Kernpunkte seien "nicht verhandelbar". Die Gewerkschaften wollen bis Ende Juni an zwei Tagen je Woche streiken. Und wenn nötig, warnen sie, noch länger.