Frankfurt:Deutsche Bank streicht Tausende Stellen

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  • Die Deutsche Bank kündigt an, 15 000 Stellen zu streichen, allein 4000 davon in Deutschland.
  • Für das dritte Quartal meldet die Bank Rekordverluste.
  • Die Bank zahlt ihren Aktionären 2015 und 2016 keine Dividende.

Kürzungen bei der Deutschen Bank

Die Deutsche Bank baut unter ihrem neuen Chef John Cryan ungefähr ein Viertel ihrer Belegschaft ab. Die Umsetzung der neuen "Strategie 2020" bedeute auch, dass etwa 9000 Vollzeit-Arbeitsplätze im Konzern und 6000 Stellen bei externen Dienstleistern gestrichen werden, teilte die Bank an diesem Donnerstag in Frankfurt mit. Allein 4000 Mitarbeiter müssen demnach in Deutschland gehen.

Zusätzlich sei geplant, Beteiligungen mit etwa 20 000 Mitarbeitern über die kommenden 24 Monate abzubauen. Dazu zählt auch die Tochter Postbank, die über die Börse verkauft werden soll. Aus zehn Ländern zieht sich die Deutsche Bank im Rahmen ihrer Schrumpfkur zurück.

Einschnitte für Investoren

Die Deutsche Bank will sich sanieren, umstrukturieren - und sparen. Das trifft nun auch die Aktionäre. Der neue Chef John Cryan streicht die Dividende für 2015 und 2016. Das ist eine Zäsur: Deutschlands größtes Geldhaus hatte seit dem Zweiten Weltkrieg in jedem Jahr Geld an die Anleger ausgeschüttet. Nun steht das Sparen im Vordergrund.

Cryan will die Kosten in den kommenden drei Jahren um mindestens 1,8 Milliarden Euro senken. Das wir auch Tausende Jobs kosten, heißt es aus Finanzkreisen. Die Deutsche Bank gab die Entscheidungen am Mittwochabend nach einer langen Aufsichtsratssitzung bekannt. Ab Donnerstagmorgen will Cryan sich gegenüber der Presse erklären.

Rekordverlust im dritten Quartal

Wegen der harten Aufräumarbeiten muss die Bank in ihrer Bilanz einen Rekordverlust im dritten Quartal verbuchen. Unter dem Strich kam ein Minus von sechs Milliarden Euro zusammen. Das teilte das Institut mit. Grund sind milliardenschwere Abschreibungen auf das Investmentbanking und das Privatkundengeschäft mit der Tochter Postbank. Hinzu kamen neue Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten.

Die Bank hatte bereits vor rund drei Wochen einen Verlust in dieser Größenordnung angekündigt, das Minus fiel nun etwas geringer aus als zunächst in Aussicht gestellt. Vor einem Jahr hatte die Bank nach revidierten Zahlen noch 92 Millionen Verlust im dritten Quartal erzielt.

Der neue Chef

Der Brite Cryan hatte im Juli die Nachfolge des glücklosen Anshu Jain angetreten. Jain hatte die neue Strategie im April nur in groben Zügen vorgestellt. Doch damit verlor er das Vertrauen der Investoren. Zu viele Fragen waren offen geblieben. Wenige Wochen später stellte er sein Amt zur Verfügung.

Dieses Vakuum musste der neue Mann an der Spitze nun ausfüllen. Er verschärft die Gangart deutlich, um die renditeschwache und skandalerschütterte Deutsche Bank wieder in die Spur zu bringen. Eine Kapitalerhöhung, wie sie etwa die Rivalin Credit Suisse plant, will Cryan auf jeden Fall vermeiden. Allein die Streichung der Dividende soll das Kapitalpolster der Bank um zwei Milliarden Euro stärken.

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