Foxconn:Das kommunistische Fest

So funktioniert der chinesische Kaderkapitalismus. Mit Großveranstaltungen wie zu den Hochzeiten des real existierenden Sozialismus versucht der Elektronikgigant Foxconn die Moral der Belegschaft zu heben. So sollen künftig Selbstmorde verhindert werden.

In Bildern

1 / 6
(Foto: AFP)

So funktioniert der chinesische Kaderkapitalismus. Mit Großveranstaltungen wie zu den Hochzeiten des real existierenden Sozialismus versucht der Elektronikgigant Foxconn die Moral der Belegschaft zu heben. So sollen künftig Selbstmorde verhindert werden. Einen Eindruck vom chinesischen Kaderkapitalismus vermittelt derzeit der Technologiegigant Foxconn. Bei Veranstaltungen im ganzen Land demonstrierte er, wie sich die Errungenschaften des Kommunismus in die Privatwirtschaft nach chinesischer Façon einbetten lassen. Statt iPhones und andere High-Tech-Geräte zu montieren, versammelten sich in Shenzhen 20.000 Arbeiter im Stadion, um zu feiern. Der Auflauf, der an die Spartakiaden zu Hochzeiten des real existierenden Sozialismus erinnerte, war von Foxconn organisiert worden, um die Moral und die Loyalität in der Belegschaft anzuheben. Das erscheint auch dringend notwendig, schließlich ...  

2 / 6
(Foto: AFP)

... haben sich bei dem Hersteller von Computerteilen in den vergangenen Monaten 13 Mitarbeiter das Leben genommen. Der letzte Fall ereignete sich am 4. August, als sich eine 22-jährige Arbeiterin vom Dach ihres Arbeiterwohnheims in der östlichen Provinz Jiangsu stürzte. Inzwischen hat Foxconn einiges unternommen, um die Selbstmordrate zu senken: Die Löhne wurden in zwei Schritten erheblich angehoben, die Zahl der Überstunden reduziert, Therapeuten eingestellt und Sicherheitsnetze auf den Gebäuden montiert, um Menschen vom Sprung in den Tod abzuhalten. Zudem entwickelt Foxconn mittlerweile Jobrotation-Programme, um die Arbeit abwechslungsreicher zu gestalten. Die Krönung der Bemühungen waren nun aber Großveranstaltungen an verschiedenen Standorten des Unternehmens.  

3 / 6
(Foto: AFP)

50.000 der insgesamt 920.000 Mitarbeiter versammelten sich zu dem organisierten Spaß. Verkleidet als Cheerleader, Spiderman oder mit viktorianischen Gewändern strömten die Mitarbeiter in die Stadien, in denen Slogans hingen wie: "Wertschätze Dein Leben", "Liebe Deine Familie" oder "Gebt auf einander acht, um eine wunderbare Zukunft aufzubauen".

4 / 6
(Foto: AP)

Ein hoher Foxconn-Repräsentant räumte Fehler in der Vergangenheit ein: "Der Erfolg hat uns für lange Zeit blind gemacht", sagte Louis Woo, ein enger Mitarbeiter von Foxconn-Gründer Terry Gou. Diese Fehler seien inzwischen erkannt worden, doch auch in Zukunft werde es eine Herausforderung bleiben, solche Tragödien zu vermeiden.  

5 / 6
(Foto: REUTERS)

Seine vorsichtige Einschätzung begründete Woo mit der schieren Größe der Belegschaft von 920.000 Mitarbeitern. Zudem will der größte Elektronikhersteller der Welt im kommenden Jahr bis zu 400.000 neue Arbeiter in China einstellen. Das Unternehmen, das für Firmen wie Apple, Dell oder Nokia produziert, werde damit insgesamt 1,3 Millionen Menschen beschäftigen, sagte ein Firmensprecher in Peking.

6 / 6
(Foto: REUTERS)

Anwerben will Foxconn die zusätzlichen Arbeitskräfte vor allem in Zentralchina, wo das Lohnniveau vergleichsweise niedrig ist. In Shenzhen, wo Foxconn sein größtes Werk betreibt, wirkt sich der Abbau der Überstunden inzwischen deutlich aus - ein Grund für den Bedarf des Konzerns an zusätzlichen Arbeitskräften.

© sueddeutsche.de/AFP/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: