Fotoprojekt "China 2050":Wenn Europäer die Billig-Jobs machen

Wir schreiben das Jahr 2050: China ist die führende Wirtschaftsmacht, fast alle Chinesen leben im Wohlstand. Europäer und Amerikaner reisen auf der Suche nach Arbeit ins Land. Mit dieser Vision provoziert der französische Fotograf Benoît Cézard.

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Chinesische Arbeiter

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Wir schreiben das Jahr 2050: China ist die führende Wirtschaftsmacht, fast alle Chinesen leben im Wohlstand. Europäer und Amerikaner reisen auf der Suche nach Arbeit ins Land. Mit dieser Vision provoziert der französische Fotograf Benoît Cézard.

Nachhilfelehrer bieten ihre Dienste auf der Straße an - ob Kochen, Fremdsprachen oder Musikunterricht. Diese Weißen posieren als arme Chinesen. Heute wird diese Rolle von chinesischen Wanderarbeitern ausgefüllt, die aus dem Hinterland in die Städte und Industrieregionen ziehen. Doch wenn sich die globalen Gleichgewichte weiter verschieben, könnten bald Menschen aus dem Westen auf der Suche nach Arbeit Richtung Osten ziehen - dieses Bild zeichnet Benoît Cézard in der Fotoserie China 2050. Der französische Fotograf lebt seit sechs Jahren in Wuhan, China. In seiner Bilderserie zeigt Cézard die dortige Arbeitswelt so, wie er sie sich für die Zukunft vorstellt.

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Cézard: "Wie viele Experten vorhergesagt haben, ist China zur ökonomischen Supermacht aufgestiegen. China hat die meisten seiner Einwohner aus der Armut geholt, jeder hat Zugang zu Sozialleistungen. Die europäische und die amerikanische Wirtschaft und die dortigen Lebensbedingungen haben sich verschlechtert." Deshalb sind in Cézards Gedankenspiel Europäer und Amerikaner in China eingewandert, um dort die Niedriglohn-Jobs zu übernehmen, die bisher arme Einheimische gemacht haben - zum Beispiel als Fahrer.

ChChina 2050 Arbeiter Benoit Cezard

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Junge chinesische Arbeitsmigranten träumen von Jobs im Dienstleistungssektor statt in großen Fabriken. Auch wenn der Verdienst in den Fabriken besser sein kann, wollen viele lieber einen Job finden, der weniger stupide ist als eintönige Fließbandarbeit. Junge Chinesen wollen nicht mehr Fernseher und iPhones zusammenbauen wie ihre Eltern, sondern träumen davon, selbst so unabhängig wie Apple-Chef Steve Jobs zu werden.

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Die jetzige Generation von Arbeitsmigranten hat andere Wünsche und Vorstellungen als die Eltern. "Die erste Generation der Wanderarbeiter wusste genau, was sie wollte: Sie arbeitete, um nach Hause zurückzugehen und dann in ihrer Heimatprovinz ein Haus zu bauen." Liu Kaiming, Arbeitsexperte am Institute of Contemporary Observation, sagte der Financial Times: "Die neue Generation sieht keine Zukunft in ihren Heimatdörfern. Sie gehen in die Städte und sehen jeden Tag im Fernsehen und den Zeitungen Geschichten über Wohlstand, an dem sie nicht teilhaben." Sollten die Träume dieser Generation von Wanderarbeitern in Erfüllung gehen, könnte sich vielleicht Benoît Cézards Vision eines China, in dem westliche Arbeitskräfte die Billiglohn-Jobs übernehmen, irgendwann bewahrheiten.

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Zum ersten Mal übersteigt der Anteil der chinesischen Bevölkerung, die in urbanen Gebieten lebt, den der Landbevölkerung. Das geht aus Zahlen des chinesischen Statistikamtes hervor. Die Gesamtzahl der Arbeitsmigranten innerhalb Chinas betrug 2011 rund 252 Millionen, das sind 4,4 Prozent mehr als noch 2010. Viele junge, meist schlecht ausgebildete Chinesen arbeiten noch in Fabriken oder im Dienstleistungsbereich. In China 2050 hat sich das geändert: Ein westlicher Einwanderer arbeitet hier als Straßenverkäufer.

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Benoît Cézard ist im französischen Metz geboren. 2006 kam er als Französischlehrer nach Wuhan. Dort sind auch die Fotos entstanden. Die meisten seiner Models sind Freunde. Auch die chinesische Hausangestellte posierte in seinen Fotos - als Hausherrin. Cézard versteht seine Arbeit auch als Ehrung der hart arbeitenden Bevölkerung, die das Rückgrat des chinesischen Wirtschaftserfolgs sei.

© Süddeutsche.de/webj/jab/rus
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