Förderhilfen:"Wir suchen nach Lösungen"

Förderhilfen: Cornelius Thor war bei Beratungsgesellschaften im In- und Ausland tätig. Seit 2011 leitet er bei der DEG die Abteilung Deutsche Unternehmen.

Cornelius Thor war bei Beratungsgesellschaften im In- und Ausland tätig. Seit 2011 leitet er bei der DEG die Abteilung Deutsche Unternehmen.

(Foto: oh)

Firmen, die sich in Schwellenländern nachhaltig engagieren, können bei der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft Förderungen erhalten. Experte Cornelius Thor erklärt die Programme.

Interview von Christiane Kaiser-Neubauer

Unternehmen, die sich in Schwellenländern nachhaltig engagieren, können bei der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) Förderungen erhalten. Die Tochter der Förderbank KfW stellt Finanzierungen wie Darlehen, Garantien oder Beteiligungen zur Verfügung. Cornelius Thor, Leiter der Abteilung Deutsche Unternehmen bei der DEG, gibt im Gespräch Auskunft über die Programme und die Risiken in den Märkten.

SZ: Sind die Risiken in Schwellenländern bedeutend höher als in Europa?

Cornelius Thor: Nicht unbedingt. Die Marktrisiken unterscheiden sich je nach Branche. Mittelständler produzieren häufig "das Teil im Teil im Teil". Ein Beispiel sind die deutschen Automobilzulieferer mit starkem Auslandsengagement. Das echte Marktrisiko beim Eintritt in die Länder trägt zumindest anfänglich der Automobilhersteller. Für den Zulieferer sind es dann eher operationelle Risiken, zum richtigen Zeitpunkt mit der richtigen Qualität die vereinbarte Menge liefern zu können. Gehe ich hingegen mit einem Konsumgüterprodukt in ein Schwellenland, muss ich den Markt vorab sehr genau prüfen.

Wie unterstützen Sie dabei die Firmen?

Zunächst durch die Förderung von Machbarkeitsstudien in der Höhe von bis zu 200 000 Euro. Sind die Risiken erkannt, helfen wir den Unternehmen dabei, sie zu reduzieren: durch die richtige Standortwahl sowie entsprechende arbeits-, steuer- und gesellschaftsrechtliche Strukturen. Einen Teil des verbleibenden Risikos kann man teilen oder versichern. Auf Basis des unternehmerischen Restrisikos muss der Unternehmer die Investitionsentscheidung treffen.

Und wie sieht die Finanzierung aus?

Wir machen nur langfristige Finanzierungen am Ort, die zum erwirtschafteten Geldfluss passen. Die Laufzeiten beginnen in der Regel bei vier Jahren und können sich bei Infrastrukturprojekten auf bis zu 17 Jahre steigern. Zudem besichern wir Kreditverträge lokal, sodass die Bilanz der Muttergesellschaft nicht belastet wird. Auf Wunsch gehen wir auch in die Beteiligung.

Wie hoch ist der übliche Finanzierungsrahmen?

Unsere Finanzierungen belaufen sich auf durchschnittlich etwa zehn Millionen Euro pro Vorhaben. Sie reichen von drei bis hin zu 25 Millionen Euro. Größere Volumina können wir gemeinsam mit anderen europäischen Entwicklungsfinanzierern stellen. Unabhängig von der Größe beraten wir die Unternehmen genauso intensiv. Ein typisches Beispiel ist das Investitionsvorhaben des Spielzeugherstellers Hape in China. Mit einem langfristigen Darlehen über 10 Millionen Euro finanzieren wir etwa den Ausbau des Logistikzentrums und der Holzteileproduktion. Zur Qualifizierung von Bambusbauern und mittelständischen Holzspielzeugproduzenten am Ort haben wir Fördermittel bereitgestellt.

Was kostet das die Unternehmen?

Unsere Konditionen sind abhängig von Laufzeit, Währung, dem Land und der jeweiligen Struktur und immer marktorientiert.

Was ist entscheidend für den Erfolg in neuen Märkten?

Entscheidend ist, sich zu fragen: Weiß ich denn, was ich alles nicht weiß? Denn das, von dem ich nicht weiß, dass ich es nicht weiß, ist das Gefährlichste. Dort lauert die echte Überraschung, etwa was Genehmigungen, die Infrastruktur am Ort oder die Personalplanung angeht. Dieser unbekannte Bereich ist in neuen Märkten naturgemäß viel größer als im gewohnten Umfeld. Da setzen wir an.

Politische Risiken bleiben aber oft unberechenbar.

Es kommt sehr selten zu einer wirklich krisenhaften Zuspitzung. Den Sicherheitsaspekt haben die Unternehmen in der Regel bereits bei der Standortwahl berücksichtigt. Daher ist die Situation meist unproblematisch. Zudem schaffen die Firmen am Ort Strukturen, die die Sicherheitslage weiter verbessern, indem sie Ausbildung, Arbeitsplätze und Infrastruktur aufbauen. Sollte eine Geschäftstätigkeit tatsächlich vorübergehend ruhen, suchen wir nach Lösungen, um das Engagement möglichst aufrechtzuerhalten.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: