Flugzeugindustrie:Airbus soll Schmiergeld gezahlt haben

Airbus in Ottobrunn

Airbus will Korruptionsvorwürfen im eigenen Unternehmen nachgehen.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)
  • Der Flugzeughersteller Airbus geht Korruptionsverdachtsfällen in den eigenen Reihen nach.
  • Der Konzern hat sich selbst bei britischen Behörden angezeigt.
  • Es geht unter anderem um dubiose Zahlungen von 90 Millionen Euro.

Von Jens Flottau, Frankfurt, und Klaus Ott

Airbus-Chef Thomas Enders bereitet die Belegschaft des Flugzeug- und Rüstungskonzerns nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters auf empfindliche Strafen wegen Korruption vor. Ermittlungen in Großbritannien und Frankreich könnten zu "beträchtlichen Bußen" führen, heißt es in einem Brief von Enders an die 130 000 Mitarbeiter. Airbus stünden "turbulente und verwirrende Zeiten" bevor. Der Konzern hatte sich 2016 bei den britischen Behörden selbst angezeigt. Der Verwaltungsrat stehe trotz der drohenden Strafen hinter ihm und Chefjustiziar John Harrison, schrieb Enders. Er bitte auch die Belegschaft, den Vorstand und den Verwaltungsrat zu unterstützen.

Einem Schmiergeldverdacht beim Verkauf von Eurofighter-Kampfflugzeugen an die Republik Österreich gehen seit Jahren auch die Staatsanwaltschaft München I und die Staatsanwaltschaft Wien nach. Airbus hatte im vergangenen Jahrzehnt, damals noch unter EADS firmierend, in Zusammenhang mit dem Österreich-Geschäft zahlreiche dubiose Zahlungen in Höhe von rund 90 Millionen Euro an Briefkastenfirmen in der halben Welt geleistet. Das ist ein klassisches Muster bei Korruptionsfällen. Beim Eurofighter kommen weitere merkwürdige Vorgänge hinzu. Die Münchner Staatsanwaltschaft kann aber wahrscheinlich keine Bestechung nachweisen, da sich vielfach die Endempfänger nicht ermitteln ließen. Jetzt läuft alles auf eine Anklage beziehungsweise auf Strafbefehle gegen diverse frühere Airbus-Manager wegen Veruntreuung von Firmenvermögen hinaus, da der Konzern Geld ausgegeben hat, ohne einen Verwendungszweck nachweisen zu können.

Die Republik Österreich, die rund 1,6 Milliarden Euro für die Kampfflugzeuge gezahlt hatte, wirft Airbus Betrug vor und fordert Schadenersatz. Airbus weist das zurück. Österreich will darüber hinaus die Eurofighter nach und nach ausmustern. Hinzu kommt, dass in Wien anders als in München auch gegen Konzernchef Enders ermittelt wird. Airbus wiederum hat unter anderem Ex-Bundesfinanzminister Theo Waigel engagiert, um die Vorgänge zu untersuchen. Geprüft werden sollen nicht nur interne Abläufe im Konzern, sondern auch die Unternehmenskultur.

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