Flugzeugbau:Boeing überdenkt Dreamliner-Angebot

Der US-Flugzeughersteller Boeing kommt nicht zur Ruhe. Weil Aufträge wegbrechen, soll nun möglicherweise die Kurzstrecken-Variante des Dreamliners aus dem Angebot fliegen.

Warum ein Flugzeug anbieten, wenn es keine Bestellungen dafür gibt? Die Kurzstrecken-Variante des 787 Dreamliner will offenbar niemand haben, jetzt wird über die Streichung aus dem Programm nachgedacht. Das bestätigte Boeing-Manager Randy Tinseth in seinem Internet-Blog am Wochenende. Zuvor hatte die japanische Fluggesellschaft All Nippon Airways (ANA) die einzigen 28 Bestellungen für die Kurzstreckenvariante 787-3 in Order für das Standard- Modell 787-8 umgewandelt.

boeing 787 dreamliner, ap

Noch im Testbetrieb: Ein 787

Dreamliner

auf dem Rollfeld des Boeing-Werksgeländes.

(Foto: Foto: AP)

Den Japanern gehe es schlicht darum, die Flugzeuge früher zu bekommen, schrieb der Boeing-Manager. Für das Kurzstrecken-Modell gibt es nach den massiven Verzögerungen bei dem Programms derzeit keinen Starttermin, die Standard-Version soll noch 2010 ausgeliefert werden. ANA ist 787-Erstkunde und hat insgesamt 55 Flugzeuge des Typs bestellt.

Die Kurzstrecken-Version 787-3 wurde entwickelt, um mehr Passagiere aufnehmen zu können - 290 bis 330 gegenüber den bis zu 250 Fluggästen der Standard-Variante. Eigentlich sollten so insbesondere asiatische Fluggesellschaften gewonnen werden, die häufig große Flugggastzahlen über relativ kurze Distanzen befördern.

Das Dreamliner-Projekt liegt wegen Problemen bei Entwicklung und Produktion bereits mehr als zwei Jahre hinter dem Zeitplan zurück. Im Dezember hatten die ersten beiden Flugzeuge des Typs ihre Erstflüge absolviert.

Die Wirtschaftskrise hat Boeing kräftig zugesetzt. Die Amerikaner bekamen im vergangenen Jahr nach Abzug von Stornierungen lediglich 142 Bestellungen herein. 2008 hatten die Kunden noch 662 Flugzeuge geordert. Besonders die Käufer des problembehafteten Langstrecken-Flugzeugs 787 Dreamliner traten reihenweise von ihren Verträgen zurück. Im vergangenen Jahr standen 24 Bestellungen 83 Stornierungen gegenüber, so dass Boeing zum Jahresende 59 Dreamliner weniger im Auftragsbuch hatte als zu Jahresbeginn.

Dank alter Aufträge aus der Zeit vor der Krise lieferten die Amerikaner im vergangenen Jahr mit 481 Maschinen mehr aus als noch 2008. Laut der französischen Wirtschaftszeitung La Tribune hatte Konkurrent Airbus allerdings mit 498 übergebenen Flugzeugen abermals die Nase vorn gehabt. Auch bei den Bestellungen soll Airbus besser abgeschnitten haben als Boeing. Unter anderem der Großraumflieger A380 verkaufte sich demnach besser als das in die Jahre gekommene Boeing-Konkurrenzmodell 747, das Fluggesellschaften im vergangenen Jahr nur ganze acht Mal orderten.

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