Fluglinien:EU prüft möglichen Wucher bei der Lufthansa

Air Berlin

Der letzte Flug der Air Berlin war am 28. Oktober von München nach Berlin gestartet.

(Foto: dpa)
  • Die Lufthansa hat im Oktober große Teile der insolventen Air Berlin übernommen.
  • Seither sind auf einigen innerdeutschen Strecken die Preise gestiegen.
  • Die EU-Kommission, die die Übernahme kartellrechtlich prüft, befürchtet eine Monopolstellung im innerdeutschen Flugverkehr.

Die EU-Kommission prüft Hinweise auf illegale Absprachen und Preiswucher bei der Übernahme der Fluggesellschaft Air Berlin durch die Lufthansa. "Falls es Hinweise auf eine mögliche gezielte Aktion zu Lasten der Kunden gibt, werden wir das herausfinden", sagte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager der Bild-Zeitung. Bereits am Freitag hatte sie in Brüssel gesagt, es bestehe das Risiko, "dass Lufthansa auf einigen Strecken das Monopol haben wird".

Die EU erklärte, man werde alle internen Papiere auswerten, auch Mitschriften aus Vorstandssitzungen und E-Mails. Die Übernahme von Air Berlin sei aus Wettbewerbssicht für die Kommission sehr wichtig, da die Lufthansa einen seiner größten Konkurrenten kaufen wolle. "Wir haben von Beginn an die Gefahr gesehen, dass die Preise steigen könnten, deshalb schauen wir da genau hin", sagte Vestager.

Strecken, die von weniger Airlines angeboten werden, sind deutlich teurer

Schon als im Oktober bekannt wurde, dass die Lufthansa die angeschlagene Fluggesellschaft Air Berlin übernehmen will, befürchteten viele Kunden einen Preisanstieg. Die Gefahr ist, dass die Lufthansa ihren deutlich vergrößerten Marktanteil nutzen könnte, um Ticketpreise in die Höhe zu treiben.

Für insgesamt 210 Millionen Euro übernimmt die Lufthansa insgesamt 81 der 140 Maschinen von Air Berlin. Zusätzlich übernimmt sie Start- und Landerechte, sogenannte Slots. Angesichts der üblichen kartellrechtlichen prüfungen hatte sich die Lufthansa Medienberichten zufolge allerdings bereits zu Zugeständnissen bereit erklärt. So könnte sie einige Slots an wichtigen Flughäfen wie Berlin, Düsseldorf oder Palma de Mallorca freiwillig abgeben.

Verschiedenen Berechnungen zufolge kommt der Lufthansa-Konzern einschließlich der Marke Eurowings und Air Berlin auf Inlandsstrecken nun auf einen Marktanteil von über 90 Prozent. Auf vielen innerdeutschen Strecken ist sie nun der einzige Anbieter. Viele Passagiere klagen zudem schon jetzt über deutlich gestiegene Flugpreise. Teils sind diese auch darauf zurückzuführen, dass seit der Air-Berlin-Pleite deutlich weniger Flugzeuge auf innerdeutschen Strecken unterwegs sind.

Allerdings: Anfang Dezember hatte die Billigfluglinie Easyjet bekannt gegeben, stärker in den innerdeutschen Markt einsteigen zu wollen. Vom Berliner Flughafen Tegel aus will sie nun Flüge nach Düsseldorf, München, Stuttgart und Frankfurt anbieten. Easyjet hatte nach der Insolvenz von Air Berlin deren Standort Tegel übernommen. Damit kehrt zumindest auf einigen innerdeutschen Strecken der Wettbewerb zurück.

Sollte die EU-Kommission bis zum 21. Dezember zu keinem Ergebnis gekommen sein, kann sie eine vertiefte Prüfung der Übernahme einleiten. Dabei würden die Marktverhältnisse auf einzelnen Strecken überprüft. Zunächst sind 90 Tage vorgesehen - eine Verlängerung ist möglich. Air Berlin hatte Mitte August Insolvenz angemeldet. Der Flugbetrieb wurde bis Ende Oktober dank eines staatlichen Überbrückungskredits in Höhe von 150 Millionen Euro aufrecht erhalten.

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