Flughafen Frankfurt:Gewerkschaft droht mit wochenlangem Streik

Die Verhandlungen sind gescheitert, erneut werden die Vorfeld-Arbeiter auf dem Frankfurter Flughafen streiken. Der erbitterte Arbeitskampf hat längst Bedeutung weit über die Stadt hinaus erreicht.

Detlef Esslinger

Die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) hat dem Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport mit einem langen Streik gedroht. "Wir halten das mehrere Wochen durch", sagte GdF-Tarifvorstand Markus Siebers am Sonntag der Süddeutschen Zeitung. Die 200 Beschäftigten auf dem Vorfeld des Flughafens sind am Sonntagabend um 21 Uhr erneut in den Ausstand getreten. Der Streik soll dann bis Donnerstag, fünf Uhr, dauern. Die Lufthansa strich für Montag bereits rund 140 Flüge von und nach Frankfurt. (Was Fluggäste tun können, steht hier)

Am Frankfurter Flughafen wird ab Sonntagabend wieder gestreikt

Von einem Kontrollturm aus werden am Flughafen in Frankfurt die startenden und landenden Flieger überwacht. Von Sonntagabend an werden hier wieder die Vorfeld-Arbeiter streiken.

(Foto: dapd)

Mit der Arbeitsniederlegung reagiert die GdF darauf, dass die Tarifverhandlungen mit Fraport am Freitagabend erneut gescheitert waren. Nach Darstellung von Siebers unterbreitete der Arbeitgeber dort ein Angebot, das schlechter war als das vor der Schlichtung im Januar vorgelegte. Vor allem empörte sich die GdF darüber, dass Fraport für die 100 Beschäftigten der Vorfeldaufsicht überhaupt kein Angebot mehr vorlegte. Das sind jene Mitarbeiter, die mit sogenannten Follow-me-Autos den Flugzeugen voranfahren sowie Start- und Landebahnen inspizieren. "Was wollen Sie da noch reden?", sagte Siebers, "nach so etwas stehen Sie auf und gehen."

Auf Anfrage der SZ präzisierte die GdF am Sonntag ihre Forderungen. Je nach Berufsgruppe, Dienstalter und Tätigkeit auf dem Vorfeld strebt die Gewerkschaft demnach Gehaltssteigerungen zwischen 0,5 und 40 Prozent an, verteilt auf vier Jahre.

"Wir sind doch nicht so verrückt"

Der Arbeitskampf hat längst eine Bedeutung erreicht, die weit über Frankfurt hinausgeht. Arbeitgeber zahlreicher Branchen sehen sich durch das Vorgehen der nur 3800 Mitglieder starken GdF in ihrer Befürchtung bestätigt, kleine Berufsgewerkschaften wollten künftig eine Tarifauseinandersetzung nach der anderen führen - immer jeweils für eine andere kleine, spezialisierte Berufsgruppe und stets auf Kosten der Gesamtbelegschaft eines Unternehmens sowie des Betriebsfriedens. Mehrere Verbände haben daher in den vergangenen Tagen die Bundesregierung aufgefordert, per Gesetz die Kompetenzen dieser Berufsgewerkschaften zu begrenzen.

GdF-Vorstand Markus Siebers interpretierte daher das verschlechterte Angebot als "einen Angriff auf die Gewerkschaft als solche". Er drohte mit Solidaritätsstreiks aller GdF-Mitglieder, also auch der Fluglotsen bei der Deutschen Flugsicherung: "Es kann der Moment kommen, an dem die Kollegen Solidarität zeigen müssen und werden." Niemand solle denken, seiner Organisation werde rasch das Geld ausgehen, sagte Siebers. "Wir sind doch nicht so verrückt, dass wir einen auf Kante genähten Streik machen würden."

Fraport wollte sich nicht zu seiner Arbeitskampfstrategie äußern - auch nicht zu der Frage, ob man darauf setze, dass der GdF bald das Geld ausgeht. Bestätigt wurde aber, dass auch während der Verhandlungen am Donnerstag und Freitag weiterhin Mitarbeiter geschult wurden, die nun als Streikbrecher eingesetzt werden. Das Unternehmen hoffe, erneut 85 Prozent der Flüge garantieren zu können. "Die GdF-Funktionäre haben sich vergaloppiert", sagte ein Fraport-Sprecher.

Unterdessen drohte auch die Gewerkschaft Verdi dem Unternehmen. Sollte es der GdF nachgeben, werde Verdi in den Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst vergleichbare Gehaltsforderungen stellen. Diese Verhandlungen beginnen am Donnerstag.

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