Berliner Flughafen:Neuer Verdacht beim BER

  • Die Berliner Flughafengesellschaft hatte schon lange vor Bekanntwerden der Imtech-Insolvenz nach Alternativen für die Baufirma gesucht.
  • Zudem berichten Medien von einem neuen Betrugsverdacht. Siemens, Bosch oder T-Systems sollen auffällig viel Geld erhalten haben.
  • Noch ist offen, ob der Flughafen wie geplant im Herbst 2017 eröffnet werden kann.

Von Jens Schneider, Berlin

Rund um den Bau des Hauptstadtflughafens BER gibt es neue Unruhe wegen eines Betrugsverdachts. Es geht um Millionen-Zahlungen an Auftragnehmer in der Zeit bis Mai 2012, also vor der Absage der damals geplanten Eröffnung. Aktuell bemüht sich die Flughafengesellschaft FBB intensiv, die Folgen der Insolvenz der Imtech, einer der wichtigsten Baufirmen am BER, einzudämmen. Inzwischen ist bekannt geworden, dass die FBB im Wissen um Probleme des Unternehmens lange vor Bekanntwerden der Imtech-Insolvenz nach Alternativen suchte. Auf der Baustelle in Schönefeld arbeiten die Mitarbeiter der Imtech sowie deren Subunternehmer offenbar weiter an ihren Gewerken, wie es der vorläufige Insolvenzverwalter Peter-Alexander Borchardt angekündigt hatte.

Der jüngste Betrugsverdacht beschäftigt einem Bericht der Bild am Sonntag zufolge bereits die Anti-Korruptionsbeauftragte der Flughafengesellschaft. Sie habe Hinweise, wonach sich Führungskräfte des BER gegenüber drei großen Auftragnehmern auffällig großzügig gezeigt und die Bezahlung überhöhter Rechnungen angewiesen hätten. Es handelte sich demnach um Aufträge aus der Zeit bis Mitte 2012. Laut der Zeitung geht es um Nachforderungen von Techniklieferanten wie Siemens, Bosch oder T-Systems. Damals sei fast jede Forderung anstandslos bewilligt worden, berichtete das Blatt unter Berufung auf interne Dokumente. So habe etwa die Firma Siemens nachträglich 22 Millionen Euro erhalten, nachdem das Unternehmen wegen zusätzlicher Leistungen 22,9 Millionen Euro gefordert habe. Bei T-Systems zahlte die FBB demnach 99 Prozent der Nachforderungen. Die Konzerne hätten dies gegenüber der Zeitung nicht kommentieren wollen.

Die FBB gebe keine Auskünfte über Interna, sagte ein Flughafen-Sprecher zu dem Bericht. Er erklärte lediglich, dass die FBB für die Leistungen der angesprochenen Firmen noch keine Schlussrechnungen erhalten habe. Die FBB habe bereits "entschieden, im Hinblick auf die Stellung der Schlussrechnungen sämtliche seit Projektbeginn geleisteten Abschlags- und Nachtragszahlungen einer nochmaligen, gesamthaften Prüfung zu unterziehen, so dass Überzahlungen ausgeschlossen werden können".

Über die vorläufigen Folgen der Imtech-Insolvenz will FBB-Geschäftsführer Karsten Mühlenfeld an diesem Montag den Projektausschuss des Flughafen-Aufsichtsrats informieren. Noch ist offen, ob der BER wie geplant im Herbst 2017 eröffnet werden kann. Aus einer Mail Mühlenfelds an den Aufsichtsrat geht hervor, dass die Imtech-Insolvenz die FBB nicht unvorbereitet traf. "Die FBB hat bereits vor ca. sieben Monaten Rahmenausschreibungen für Elektrotechnik-Leistungen am BER gestartet", schrieb Mühlenfeld. "Wir sind voll handlungsfähig."

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