Jedem Flugpassagier wird spätestens im Rahmen der Sicherheitseinweisung mithilfe von Atemmasken, Schwimmwesten und Notfallpfeifen vor Augen geführt, dass die Reise in der Luft abrupt enden kann. Bei den gewöhnlichen, eng eingepferchten Reisenden stoßen heitere Worte von Flugbegleitern daher auf gewisse Dankbarkeit.
Einer, der in diesem Sinne besonders gut bei den Passagieren ankommt, ist Bernd Löwisch, 32, der bei einer Tochtergesellschaft von Air Berlin arbeitet. Ein Fluggast war so angetan von den Ansagen Löwischs, dass er ein Video Ende Mai sowohl auf der Facebook-Seite von Air Berlin als auch bei Youtube veröffentlichte. Die Netzgemeinde war begeistert: Mittlerweile wurde das Video mehr als eine Million Mal aufgerufen. Zu sehen ist, wie Löwisch sich schwungvoll an die Reisenden wendet: Er sei der verantwortliche Flugbegleiter für "unsere leidenschaftliche Vollblutkanadierin, unsere Dash 8Q-400". Für alle "Fragen, Wünsche, Ängste oder Anregungen, verehrte Damen hier, bin ich für Sie zuständig", für die "Herrschaften dann gerne meine überaus nette Kollegin". Im Hintergrund hört man die Passagiere lachen.
Anschließend bittet er die Fluggäste, sich anzuschnallen und "achten Sie auch gleich auf die Tanzeinlage meiner Kollegin für die Sicherheitsinstruktionen". So geht es dann einige Minuten lang weiter. Das mag man mögen oder nicht - auf Youtube gefällt der Klamauk den meisten Zuschauern. In den Kommentaren zum Video heißt es etwa: "Da bekommt man fast Lust, mit Air Berlin zu fliegen."
Air Berlin versichert: "Wir sind nicht humorlos"
Doch nun trennen sich die Wege von Bernd Löwisch und Air Berlin, aber "auf eigenen Wunsch", wie das Unternehmen versichert. Und weiter: "Wir sind nicht humorlos. Aber bei den Sicherheitsinstruktionen geht es um ein bestimmtes Reglement, um Mindeststandards. Da hat es an Ernsthaftigkeit gemangelt." Löwisch darf sich nicht äußern. Er schreibt allerdings in einem Beitrag auf Facebook: "Mein Blick auf die Air-Berlin-Facebook-Seite gab mir dann die Gewissheit. Die Bombe ist hochgegangen inmitten des Air-Berlin-Epizentrums." Und weiter: "Wir durften erleben, dass mehr und mehr Reaktionen folgten, ehe AB nach mehr als 15 000 Likes den Beitrag ,stromlos' machte und ich ,zum Gespräch' geladen und abgemahnt wurde."
Sicherheitshinweise im Flugzeug sind zum Einschlafen langweilig? Diese nicht. Allerdings muss man sich bei manchen fremdschämen.
Offensichtlich kam Löwisch Arbeitsweise bei seinem Arbeitgeber Air Berlin nicht gut an, obschon es in der Vergangenheit durchaus Fluggesellschaften wie etwa Dba gab, die berühmt für die humorvollen Auftritte ihrer Flugbegleiter waren. Noch heute finden sich im Netz Kommentare zu diesen Flügen. Es wurde seinerzeit sogar darüber spekuliert, ob die Unternehmensleitung den Spaß vorgeschrieben habe. Doch für Air Berlin hat die Lustigkeit wohl Grenzen, obgleich es in den Kommentaren im Netz heißt: "Seriosität muss Humor keinesfalls ausschließen!!! Im Gegenteil! Was ist mit Air Berlin los, die einen sympathisch humorvollen wie auch einfallsreichen Mitarbeiter abmahnen und ihm sogar mit Entlassung drohen.....? He, Air Berlin, das kann doch nicht Euer Ernst sein!!!"
Die Air-Berlin-Tochter LGW bedient vor allem regionale Strecken zwischen Düsseldorf, Berlin-Tegel, Wien und Hamburg mit Propellerflugzeugen. Meist sind es Geschäftsleute, die dort unterwegs sind, und viele von ihnen kennen Löwisch, der einst beim Zoll als Beamter startete, mit Namen. Auch bei seinen früheren Arbeitgebern, etwas Lufthansa Regional oder OLT Express soll er schon so gearbeitet haben. Wird er es in Zukunft auch so machen können und "nicht nur den 08/15 Standard" ansetzen, wie er auf Facebook schreibt ? Wahrscheinlich ja. Bernd Löwisch soll bereits ein neues Jobangebot haben. Wieder bei einer Fluggesellschaft.