Flüge nach Ägypten:Urlaubsland ohne Anschluss

KLM stellt Flüge nach Kairo ein - aber auch mit anderen Fluggesellschaften hat Ägypten Probleme. Sie sind ein verheerendes Warnsignal an mögliche Investoren und schädlich für das Tourismus-Land.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Ägypten wirbt um Touristen und Investoren, da trifft das Land die Nachricht hart: Die niederländische Fluggesellschaft KLM stellt ihre Verbindungen nach Kairo im Januar ein - aus wirtschaftlichen Gründen, wie das Unternehmen mitteilt. Die Abwertung des Ägyptischen Pfund und "die Entscheidung der Zentralbank, Überweisungen in fremden Währungen aus Ägypten heraus zu beschränken", hätten negativen Einfluss auf die Ergebnisse von KLM. Der letzte Flug vom Amsterdam werde daher am 6. Januar abgewickelt, dann ist auf "unbestimmte Zeit" Schluss. Kunden würden auf die Partner-Gesellschaft Air France umgebucht, die zunächst weiter sechs Mal die Woche Kairo ansteuert

Was sich ein wenig kryptisch anhört, ist die direkte Folge der Wirtschaftskrise und Dollarknappheit in Ägypten - und ein verheerendes Warnsignal an viele Unternehmen, die sich überlegen, Geschäfte im Land zu machen. KLM kann hier Einnahmen in Pfund aus Ticketverkäufen nicht mehr in konvertible Währungen umtauschen und sie außer Landes bekommen. Zugleich muss die Fluggesellschaft Kosten in harten Währungen begleichen, sei es für die Maschinen, das Personal oder die Flughafen-Gebühren in Ägypten.

Das Problem ist nicht neu: Bereits zu Anfang des Jahres hatten etliche internationale Fluggesellschaften gedroht, den Ticket-Verkauf in Ägypten einzustellen. Bei British Airways konnten ägyptische Kunden zeitweise nur buchen, wenn sie in Devisen zahlten. Die Zentralbank einigte sich im März mit den Unternehmen; KLM und Air France erhielten 30 Millionen Pfund, nach damaligem Kurs 3,85 Millionen Dollar. Es waren jedoch Zahlungen in vierfacher Höhe fällig; der Rest sollte in Raten beglichen werden. British Airways erhielt die Hälfte seiner Außenstände, die Lufthansa dankte der Regierung lediglich für die Lösung des Problems, ohne Details über Zahlungsrückstände oder -modalitäten zu nennen. Angeblich waren es 15 bis 17 Millionen Dollar. Insgesamt, so schätzte damals der Reisebüroverband in Ägypten, seien Schulden von einer halben Milliarde Dollar aufgelaufen.

Ägyptens Devisenreserven waren im Juli weiter auf nur mehr 15,5 Milliarden Euro zusammengeschmolzen, obwohl die Regierung das Pfund erst im März um fast 14 Prozent abgewertet hatte. Liegt seither der offizielle Kurs bei 8,78 Ägyptischen Pfund für einen Dollar, werden auf dem Schwarzmarkt mehr als 13 Pfund gezahlt. Bis Juli 2017 aber muss Ägypten laut der Investmentbank Prime Holding Auslandsschulden von weiteren 4,4 Milliarden begleichen. Die Regierung von Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat sich mit dem Internationalem Währungsfonds auf einen Kredit verständigt, der dem Land zwölf Milliarden Dollar über drei Jahre brächte, der Verwaltungsrat des IWF muss dem aber noch zustimmen. Eine erste Tranche würde Ägypten sofort erhalten, weitere wären aber davon abhängig, dass Kairo versprochene Wirtschaftsreformen umsetzt. Zudem muss das Land zusätzlich bilaterale Finanzierungszusagen für fünf bis sechs Milliarden Dollar vorweisen. Zudem hofft Kairo auf weitere Darlehen von neun Milliarden Dollar, davon drei von der Weltbank.

Die Lufthansa hat einem Sprecher zufolge nicht vor, die Flugpläne für Kairo zu ändern, wollte sich zu möglichen Problemen in Ägypten aber nicht äußern. Durch das starke Engagement deutscher Unternehmen in Ägypten, etwa Siemens, hat sie womöglich größeres Interesse, die Flüge aufrechtzuerhalten. Kaum betroffen dürften auch Charter-Flüge im Zuge von Pauschalreisen sein - diese werden im Herkunftsland der Touristen bezahlt. Deutsche Reise-Veranstalter planen sogar, Ägypten in der kommenden Saison wieder verstärkt anzufliegen.

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