Finanzminister Schäuble zum Zypern-Deal:"Bestmöglicher Weg aus der Krise"

Da wird eine Bank gleich ganz zerschlagen, die andere gestutzt und erstmals verlieren in der EU Sparer Geld - doch zumindest außerhalb Zyperns überwiegt Zufriedenheit. Der deutsche Finanzminister Schäuble jedenfalls lobt den gefundenen Kompromiss. Eine Sorge bleibt: Was passiert, wenn nun die Banken wieder öffnen?

Es ist ein Novum in der Europäischen Union: Erstmals verlieren Sparer ihr Geld. Zypern vereinbarte in den Verhandlungen in Brüssel ein umfassendes Sanierungspaket mit der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF).

Die Insel bekommt nun Beistandskredite über zehn Milliarden Euro und bringt zusätzlich 5,8 Milliarden Euro mit ein. Ohne die Einigung wäre am Montag ein Ultimatum der Europäischen Zentralbank (EZB) abgelaufen. Ansonsten hätte die EZB keine Notkredite mehr überwiesen (Einzelheiten zum Rettungspaket hier)

Die zweitgrößte zyprische Bank Laiki wird abgewickelt. Inhaber von Guthaben und Anleihen mit mehr als 100.000 Euro bei dem Geldhaus müssen Verluste hinnehmen, deren Höhe noch nicht genannt wurden - Experten schätzen, es könnten 40 Prozent sein. Laiki soll in eine sogenannte Bad Bank mit faulen Einlagen überführt werden, garantierte Einlagen sollen an die Bank of Cyprus, das größte Geldinstitut des Landes, transferiert werden. Von den Guthaben über 100.000 Euro bei der Bank of Cyprus nimmt sich der Staat 30 Prozent, sagte der Vorsitzende des Finanzausschusses des zyprischen Parlaments, Nicholas Papadopoulos.

Besser als Bankenabgabe

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sagte, er sei zufrieden mit dem vereinbarten Hilfspaket: "Ich glaube, dass mit der Entscheidung, die wir heute Nacht gefunden haben, der bestmögliche Weg aus der Krise beschrieben ist." Dennoch werde das ein schwieriger Weg sein. Auch die neue Lösung zur Sanierung des zyprischen Bankensektors sei weit besser als die zunächst vorgeschlagene Bankenabgabe.

Im Zentrum stehen die Abwicklung und die Restrukturierung der insolventen Banken. Wie von Anfang von Deutschland angestrebt würden Anleger und Eigentümer der beiden größten Banken massiv beteiligt. Die zyprischen Banken sollen nach Angaben des Ministers nun schnellstmöglich wieder geöffnet werden.

Wann es dazu kommt, werde sich bald entscheiden. Daraus dürften keine "zusätzlichen Probleme" entstehen, betonte Schäuble mit Blick auf die Sorgen vor einem Ansturm zyprische Sparer auf die Banken.

Die Parlamente der Euro-Länder sollen bis zur dritten April-Woche über die Zypern-Hilfen entscheiden. Ob sich der Bundestag schon in dieser Woche mit dem Thema befasse, werde sich noch am Montag entscheiden, fügte Schäuble an.

Die vorläufige Rettung Zyperns hat den Aktienindex Dax kurz wieder über die Marke von 8000 Punkten getrieben. Der deutsche Leitindex gewann im frühen Geschäft mehr als ein Prozent.

"Trotz der harten Verhandlungen ist es der Euro-Gruppe gelungen, Zypern dort entgegenzukommen, wo es vertretbar war. Kleinsparer werden verschont", lobte Commerzbank-Analyst Lutz Karpowitz. Zu den größten Gewinnern im Dax zählten die Bankwerte, die wegen der Zypern-Krise zuletzt an Wert eingebüßt hatten. Commerzbank und Deutsche Bank notierten jeweils mehr als zwei Prozent fester.

Die Erleichterung gilt vor allem der Tatsache, dass Zypern nicht - wie von manchen befürchtet - nun die Euro-Zone verlässt. Aus Sicht der Anleger hätte das für enorme Verunsicherung gesorgt.

Allerdings bestehe das Risiko, dass Zypern aufgrund der starken Einschnitte im Bankensektor und des Schuldenabbaus in eine tiefe Rezession gerate, warnte Reinhard Cluse von der Schweizer Großbank UBS. Lokale Banken könnten eher mehr als weniger abhängig werden von der Notfall-Liquidität der EZB.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: