Finanzminister:Schäuble: Zinsen auf risikofreie Anlagen sind Vergangenheit

German Minister of Finance Schauble arrives for the weekly cabinet meeting at the Chancellery in Berlin

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU).

(Foto: REUTERS)

Der Finanzminister teilt die Sorgen der Sparer - und spricht sich für eine Abkehr von der lockeren Geldpolitik aus. Dem Staat nützt das billige Geld allerdings erheblich.

Von Cerstin Gammelin, Berlin

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) stimmt die Bundesbürger darauf ein, dass sie kaum noch Zinsen bekommen werden, wenn sie ihr Geld auf Sparbüchern oder ähnlichen Anlagen lagern. "Wir müssen uns damit abfinden, dass es für risikofreie Anlagen keine Realzinsen mehr gibt", sagte Schäuble in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Er teile die Sorgen der deutschen Sparer über das niedrige Zinsniveau.

Durch die Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) bekommen Sparer seit Jahren kaum Zinsen für ihr angelegtes Geld. Wer sein Geld ordentlich verzinst bekommen möchte, hat kaum noch eine andere Möglichkeit, als in risikoreichere Anlageformen zu investieren. Die niedrigen Zinsen bringen auch die Altersvorsorge und Lebensversicherer unter Druck.

Finanzminister hat wegen der Niedrigzinsen 240 Milliarden Euro gespart

Bislang blieb den Sparern noch relativ viel Geld erhalten, weil die Inflation nahe Null lag. Doch diese zieht nun an. Zu den niedrigen Zinsen kommen also noch steigende Preise hinzu. Ausgerechnet im Wahljahr könnte der Ärger der Bürger über die Niedrigzinsen also noch größer werden. Diese Gefahr sieht auch Schäuble. Die Sorgen "werden in diesem Jahr mit der anziehenden Inflation noch größer", sagte er. Man werde "viel Kraft aufwenden müssen, den Bürgern zu erklären, dass die gemeinsame europäische Währung trotz aller Risiken und Nebenwirkungen uns im Saldo viele Vorteile bringt", fügte er hinzu. Dafür müsse ein gewisser Preis bezahlt werden.

Schäuble sprach sich für einen Ausstieg der EZB aus der ultralockeren Geldpolitik aus. "Es wird vermutlich richtig sein, wenn die EZB in diesem Jahr anfängt, den Einstieg aus dem Ausstieg zu wagen", sagte er. An sparwillige Bürger gerichtet, sagte der Finanzminister, man könne sich bei Banken über Anlagemöglichkeiten beraten lassen. Die Institute würden immer raten, nur einen Teil des Geldes kurzfristig anzulegen und das andere langfristig rentabler, insbesondere in Aktien oder Fonds. "Die Entwicklung des deutschen Aktienindexes im vergangenen Jahr war nicht schlecht."

Während die niedrigen Zinsen den Sparern Sorgen bereiten, spart der Finanzminister eine Menge Geld. Auf die deutschen Staatsschulden muss er immer weniger Zinsen zahlen. Seit 2008 hat der deutsche Staat nach Angaben der Bundesbank etwa 240 Milliarden Euro eingespart. Das ist ein wichtiger Grund dafür, dass der Finanzminister seit drei Jahren keine neuen Schulden machen muss.

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