Finanzmarkt:Hobby-Trader hantiert mit Milliarden - aus Versehen

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Millionen gewonnen, Millionen verloren: Der Hobby-Trader erlebte ein unerwartetes Auf unf Ab. (Foto: Daniel Reinhardt/dpa)
  • Der Hobby-Trader Harouna Traoré dachte, er würde mit Spielgeld sein Finanzgeschick trainieren.
  • Doch plötzlich verschob er echte Milliarden - und machte einen Millionen-Gewinn. Doch das Geld wird er wohl nie sehen.

Von Björn Finke, London

Für Harouna Traoré muss es der Schock seines Lebens gewesen sein. Gefolgt von großen Glücksgefühlen und danach von ganz großem Ärger. Der in Frankreich lebende Vater zweier Kinder wollte sich ein bisschen Geld hinzuverdienen. Seinen Job bei der Datenfirma Thomson Reuters hatte er zuvor verloren. In Paris belegte Traoré einen Kurs, in dem es um den Handel mit Aktienderivaten ging, Wetten auf Kursentwicklungen also.

Traoré, so berichtet es die Financial Times, eröffnete ein Konto beim Londoner Brokerhaus Valbury Capital. Im Seminar nutzte er die Handelsplattform der Firma für seine Geschäfte, allerdings in einer Trainings-Version. Der angehende Spekulant kaufte und verkaufte nicht wirklich Wertpapiere, er simulierte den Handel nur.

Einige Wochen nach dem Kurs wollte Traoré zu Hause weiter üben, wie das Geschäft mit dem großen Geld funktioniert. Auf der Plattform von Valbury kaufte er Aktienderivate - für eine Milliarde Euro. Nicht gerade wenig Geld, aber Traoré ging ja auch davon aus, mit einer Trainings-Software zu hantieren. Als er merkte, dass dem nicht so war, hatte er schon eine Million Euro an Verlusten angehäuft. Traoré handelte also im echten Handelssystem, mit echten Verlusten. Und was machte er, als er den folgenschweren Fehler bemerkte? Er investierte einfach noch mehr. Mehrere Milliarden Euro betrug diesmal seine Order - und nun stand ein Gewinn von mehr als zehn Millionen Euro da.

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Die Freude darüber wich allerdings schnell der Enttäuschung, als er Valbury von seinem unfreiwilligen Abenteuer berichtete. Das Wertpapierhaus verkündete, Traorés Geschäfte im Nachhinein für ungültig zu erklären. Er habe gegen Vertragsbestimmungen verstoßen, Order seien irrtümlich getätigt worden. Die vom Brokerhaus gesetzten Höchstgrenzen für seinen Einsatz habe Traoré überschritten, so das Unternehmen. Wobei natürlich die Frage bleibt, wie Traoré auf der Plattform einfach so ein paar Milliarden Euro bewegen konnte.

Traoré jedenfalls wollte die Argumentationvon Valbury nicht hinnehmen und verklagte das Brokerhaus vor einem Gericht in Paris. Er will die zehn Millionen Euro haben, die er mit seinem ungeplanten Geschäft erzielte. Das Brokerhaus dürfte laut Financial Times nun argumentieren, dass Traoré kein normaler Verbraucher ist, sondern Finanzprofi, und der Fall deshalb vor ein britisches Gericht gehört und nicht vor ein französisches, wo Regeln zum Verbraucherschutz einen Vorteil für Traore darstellen würden. Ob auf Traorés Gefühlsachterbahn aus Schock, Glück und Ärger jetzt wieder Glück folgen darf, ist also noch nicht abzusehen.

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