Finanzmärkte:Banken rüsten sich für Turbulenzen nach US-Wahl

Anthony Rinaldi

Mit Spannung blicken die Wall-Street-Analysten dem Ausgang der US-Präsidentschaftswahl entgegen.

(Foto: AP)
  • Die großen Geldhäuser bereiten sich auf mögliche Kursausschläge aufgrund des Ausgangs der US-Wahl vor.
  • Experten rechnen mit Schwankungen von zwei Prozent nach oben oder nach unten, im Fall eines Siegs von Donald Trump könne es sogar zu einem Kurssturz des Aktienindex S&P-500 von drei bis fünf Prozent kommen.
  • Die Banken haben jedoch aus den Erfahrungen nach dem Brexit-Votum gelernt. Damals brach das Börsenbarometer um 3,6 Prozent ein.

Die großen Banken an der Wall Street bereiten sich auf mögliche Finanzmarktturbulenzen nach der US-Präsidentschaftswahl vor. Geldhäuser wie Morgan Stanley, JPMorgan Chase oder Goldman Sachs reagieren damit auf Erfahrungen aus dem Brexit-Referendum Ende Juni, als eine knappe Mehrheit der Briten sich überraschend für einen Austritt aus der EU entschied.

Am Tag nach der Abstimmung brach das US-Börsenbarometer S&P-500 um 3,6 Prozent ein. Daher wollen die Banken eigenen Angaben zufolge Kundenberatungen unmittelbar nach der Wahl anbieten, um erste Unsicherheiten abfedern zu können. Unter anderem die Bank of America und Wells Fargo haben bereits Telefonkonferenzen von Managern der Vermögensverwaltung angesetzt.

Bei Morgan Stanley sollen Händler zudem sogenannte Stop-Loss-Order prüfen, wenn es nach dem Urnengang am Dienstag zu starken Kursausschlägen kommt. Das geht aus einem internen Papier der Bank hervor. Dabei handelt es sich um automatisierte Handelsaufträge, bei denen Aktienpositionen verkauft werden, sobald ein bestimmtes Kursniveau erreicht wird. JPMorgan hält zudem in der Wahlnacht in New York zusätzliche Händler bereit, sagt ein Sprecher der Bank. Sie sollen die Teams in Asien unterstützen, sollten die Handelsvolumina in die Höhe schießen. Von ähnlichen Plänen berichtete eine Citigroup-Sprecherin.

Experten rechnen mit einem Kurssturz im Falle eines Trump-Siegs

Favoritin der Wall Street ist die demokratische Präsidentschaftsanwärterin Hillary Clinton, die in Umfragen knapp in Führung liegt. Ihr republikanischer Rivale Donald Trump gilt wegen seiner Unberechenbarkeit als Investorenschreck.

Am Tag vor der Wahl haben die Hoffnungen auf einen Sieg von Hillary Clinton der Wall Street Auftrieb verliehen. Unter den Anlegern sorgte es für Erleichterung, dass die demokratische Kandidatin in der E-Mail-Affäre entlastet wurde und das FBI keine Anhaltspunkte für eine Anklage sieht. Zudem lag sie in zwei Umfragen jeweils vier Prozentpunkte vor dem Republikaner Trump.

Händler gehen davon aus, dass es am Mittwoch an den US-Aktienmärkten zu Kursausschlägen von zwei Prozent nach oben oder unten kommen könnte. Im Falle eines Siegs von Trump halten die Experten von Citigroup sogar einen Kurssturz des S&P-500 von drei bis fünf Prozent für möglich.

Schweizerische Nationalbank fürchtet Sturm auf Franken

Auch in Europa bereiten sich einige Geldhäuser bereits auf einen möglichen Erfolg von Donald Trump vor. Die Schweizerische Nationalbank rechnet damit, dass es in Folge dessen zu einer unerwünscht hohen Aufwertung des Schweizer Franken kommen könnte, da Anleger in diese Währung flüchten. In diesem Fall werde man eingreifen müssen, sagt Nationalbank-Vorstandsmitglied Andréa Maechler. Die Nationalbank sei darauf "vorbereitet, so zu handeln wie nach dem Brexit-Votum".

Der Franken wird von Anlegern häufig als sicherer Wert in Zeiten finanzieller Turbulenzen angesehen. Die Schweizerische Nationalbank kämpft gegen eine Aufwertung der Währung, seit sie den 2011 eingeführten Euro-Mindestkurs von 1,20 CHF aufgrund einer lang anhaltenden Überbewertung im Januar 2015 aufheben musste.

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