Finanzkrise:Zypern lockert Kapitalkontrollen

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Sie sollten verhindern, dass Bewohner und Anleger in Panik Geld außer Landes schaffen - nun hat die Regierung Zyperns die Kapitalkontrollen gelockert. Die EU-Finanzminister beschäftigen sich bei ihrem Treffen in Dublin bereits mit den nächsten Krisenkandidaten.

Das Geld kann wieder ungehinderter fließen: Zypern hat die Kapitalbeschränkungen gelockert, die das Land im Zuge seiner Bankenkrise erlassen hat. Das Finanzministerium teilte mit, dass Überweisungen innerhalb des Landes von bis zu 300.000 Euro erlaubt seien. Zuvor waren es nur 25.000 Euro gewesen. Zugleich verlängerte die Regierung die Geldkontrollen um weitere sieben Tage.

Zypern hatte die Kapitalbeschränkungen am 28. März für zunächst sieben Tage erlassen, um zu verhindern, dass Bewohner und Anleger in Panik Geld außer Landes schaffen. Seitdem gab es nur vorsichtige Versuche, die Beschränkungen zu lockern. Kontrollen wie diese sind nur in extremen Ausnahmefällen erlaubt, weil freier Geldverkehr zu den wichtigsten Grundsätzen der Euro-Zone zählt.

Die neue Regelung sieht außerdem vor, dass die Grenze für Überweisungen von Unternehmen ins Ausland ohne vorherige Untersuchung von 5000 Euro auf 20.000 Euro angehoben wird. Reisende könnten beim Verlassen der Insel außerdem nun 2000 statt 1000 Euro in Bargeld mitnehmen. Das Limit für Bargeldabhebungen am Automaten bleibt allerdings unverändert bei 300 Euro pro Tag. Auch die Zwangsabgabe auf Vermögen von mehr als 100.000 Euro auf Konten der zwei größten Banken des Landes bleibt bestehen. Sie ist Voraussetzung für einen Vertrag über ein Hilfspaket, das Zypern mit den Kreditgebern von EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds unterzeichnen will - und der Grund, dass Anleger Angst haben, ihr Geld im Land zu lassen.

Das Rettungspaket für Zypern wird die Euro-Finanzminister an diesem Freitag bei ihrem informellen Treffen in Dublin beschäftigen. Zuletzt war bekannt geworden, dass das Land selbst 13 Milliarden Euro statt 7 Milliarden Euro aufbringen muss. Der überschuldete Insel-Staat soll zehn Milliarden Euro an Krediten vom Euro-Schutzschirm ESM bekommen. Von den restlichen 13 Milliarden Euro werden gut zehn Milliarden durch Verluste von Gläubigern bei der Schließung und Sanierung der beiden angeschlagenen Großbanken aufgebracht. Der Staat muss drei Milliarden Euro selbst durch Steuererhöhungen, Goldverkäufe und Privatisierungen beisteuern. Bei diesen Zahlen soll es bleiben, doch könne es noch Änderungen im Detail geben, hieß es vor dem Treffen in Dublin.

Die Eurogruppe wird auch über die Lage anderer Euro-Krisenländer beraten. Für Irland könnten die Helfer die Laufzeit der Nothilfen von derzeit durchschnittlich 12,5 Jahren um sieben Jahre verlängern. Im Falle Portugals ist unklar, ob es zu solch einer Einigung kommt. Irland will noch in diesem Jahr, Portugal im nächsten Jahr seinen Finanzbedarf wieder selbstständig am Kapitalmarkt decken. Möglich ist auch, dass Hilfen für Slowenien diskutiert werden, das als nächster Krisen-Kandidat gilt, weil sein staatlicher Bankensektor geschwächt ist.

Vermögen von Haushalten in der Euro-Zone (Foto: SZ-Grafik)
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