Finanzkrise:US-Notenbank senkt Leitzins auf ein Prozent

Im Kampf gegen die Finanzkrise senkt die Fed den Leitzins auf ein Prozent - damit ist der Stand ähnlich niedrig wie in der Zeit nach dem 11. September 2001.

Die US-Notenbank hat ihren Leitzins um 50 Basispunkte auf ein Prozent gesenkt. Das teilte die Federal Reserve am Mittwoch in Washington mit. Mit der Zinssenkung setzt die Fed ihren Kampf gegen die Folgen der Finanzkrise und die drohende Rezession in den USA fort.

Finanzkrise: Maßnahmen gegen eine Konjunkturabschwächung: US-Notenbankchef Ben Bernanke.

Maßnahmen gegen eine Konjunkturabschwächung: US-Notenbankchef Ben Bernanke.

(Foto: Foto: AP)

Experten hatten zuvor mit einer Zinssenkung gerechnet, lediglich über das Ausmaß bestand Uneinigkeit. Erwartet wurde ein Zinsschritt nach unten zwischen 0,25 und 0,75 Prozent.

Damit hat die Fed den Leitzins zum zweiten Mal innerhalb nur eines Monats um nunmehr insgesamt einen ganzen Prozentpunkt zurückgenommen. Bereits am 8. Oktober hatte die Fed gemeinsam mit anderen führenden Notenbanken den Leitzins um 0,5 Punkte reduziert.

In den Vereinigten Staaten ist der Leitzins damit so niedrig wie zuletzt in der Rezession nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Die Währungshüter um Fed-Chef Ben Bernanke begründeten den Schritt mit der Aussicht auf eine merkliche Konjunkturabschwächung. So hätten sich Firmeninvestitionen, Industrieproduktion und der private Konsum deutlich abgeschwächt. Auch der Export werde wegen der sich abzeichnenden globalen Wirtschaftsabschwächung zurückgehen. Die Finanzkrise und die Turbulenzen an den Finanzmärkten würden, so die Fed, die Konsumfreude der Amerikaner zusätzlich belasten.

Da trotz entsprechender Gegenmaßnahmen die Abwärtsrisiken für das Wachstum bestehen blieben, sei die Zinssenkung nötig, erklärte die Fed. Sie sei möglich, weil der Teuerungsdruck in den kommenden Quartalen nachlassen dürfte, hieß es in der schriftlichen Begründung der Notenbank.

Außerdem gewährt die US-Notenbank den Zentralbanken Brasiliens, Mexikos, Singapurs und Südkoreas neue Milliardenkredite. Sie werde jeder dieser Zentralbanken 30 Milliarden Dollar in einem "Swap-Arrangement" geben, in dem die Fed Dollar für die Währungsreserven anderer Staaten zur Verfügung stellt, teilte die Notenbank am Mittwoch mit. Wie zuvor bei anderen Zentralbanken gewährten Kreditlinien solle so die Liquidität in den globalen Finanzmärkten verbessert werden, hieß es.

EZB-Ratsmitglied schließt erneute gemeinsame Zinssenkung nicht aus

Eine erneute gemeinsame Zinssenkung der Notenbanken ist nach den Worten des griechischen Notenbankchefs und EZB-Ratsmitglieds George Provopoulos nicht ausgeschlossen. Eine weitere konzertierte Aktion sei möglich, aber nicht zwingend, sagte er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Dow Jones am Mittwoch.

Die Europäische Zentralbank (EZB) entscheidet kommenden Donnerstag über die Leitzinsen, China und Norwegen haben bereits mit einer Lockerung ihrer Geldpolitik vorgelegt. In Japan steht eine Entscheidung der Zentralbank über die Leitzinsen bereits am Freitag an. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters erwägen die Währungshüter in Tokio ebenfalls eine Zinssenkung. Ihr Spielraum ist äußerst gering: Der Schlüsselzins beläuft sich in Japan bereits jetzt auf lediglich 0,5 Prozent.

Die EZB habe ihre Munition im Kampf gegen die Krise noch nicht verschossen. EZB-Chef Trichet hatte am Montag mit ungewöhnlich deutlichen Worten eine weitere Zinssenkung in der kommenden Woche angekündigt.

US-Börsen drehen ins Minus

Ungeachtet der deutlichen Leitzinssenkung haben die US-Börsen zur Wochenmitte uneinheitlich geschlossen. Der breite Markt beendete den Handel nach einer Berg- und Talfahrt im Minus, Technologiewerte lagen knapp im Plus. Nach Vortagesgewinnen fast in Rekordhöhe legten die Indizes damit am Mittwoch trotz des Rückenwinds durch die US-Notenbank eine Verschnaufpause ein. Der Ölpreis stieg deutlich.

Der Dow-Jones-Index fiel um 0,82 Prozent auf 8990,96 Punkte. Der S&P-500-Index verlor um 1,11 Prozent auf 930,09 Punkte. Der Nasdaq-Index gewann dagegen um 0,47 Prozent auf 1657,21 Punkte.

Noch in der letzten Handelsstunde hatten die Indizes weit im Plus gelegen. Erst kurz vor der Schlussglocke fielen sie deutlich. Einige Investoren würden schon wieder Gewinne realisieren, sagten Händler.

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