Finanzinstitut:Katar steigt bei der Deutschen Bank ein

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Die Deutsche Bank will acht Milliarden Euro bei Investoren einsammeln. Knapp ein Viertel davon wird von der Herrscherfamilie aus Katar kommen.

Von Andrea Rexer, Frankfurt am Main

Die Deutsche Bank will sich durch die Ausgabe von neuen Aktien acht Milliarden Euro an neuem Kapital verschaffen - und baut dazu ihre Zusammenarbeit mit einem Großinvestor aus: Die Familie des Emirs von Katar erhöht mit ihrer Investmentfirma Paramount Services Holding ihren Anteil an der Bank erheblich: Nach einer Mitteilung der Deutschen Bank soll der Ankeraktionär Anteile für 1,75 Milliarden Euro kaufen. Paramount wird demnach 60 Millionen Aktien zum Preis von knapp 30 Euro zeichnen und damit künftig nach Informationen der Süddeutschen Zeitung sechs Prozent am größten deutschen Geldinstitut halten. Die restlichen Aktien für 6,3 Milliarden Euro sollen auf dem Markt platziert werden. Die Bezugsfrist wird bis zum 24. Juni 2014 laufen.

Zudem verband die Bank mit der Kapitalerhöhung eine Anpassung ihrer Strategie: So will sie ihr Geschäft in den USA ausbauen, zusätzlich in das digitale Geschäft im Privatkundenbereich investieren, die Beratung für multinationale Unternehmen ausbauen, ebenso die Vermögensverwaltung. "Wir stärken unser Kapital maßgeblich, verbessern unsere Wettbewerbsposition weiter und investieren in gezielte Wachstumsinitiativen in unseren Kerngeschäftsbereichen", begründeten die beiden Co-Vorstandschefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain die Entscheidungen.

Schon seit Wochen wird an den Finanzmärkten über eine größere Kapitalerhöhung der Bank spekuliert. Zuletzt hatte Jain den Gerüchten Auftrieb verliehen, als er bei der Bekanntgabe der Quartalsergebnisse im April sagte: "Kapital hat für uns oberste Priorität." Zuvor hatte er stets betont, dass die Bank ihr Kapitalproblem zunächst über einbehaltene Gewinne lösen wolle. Im April sagte Jain dann jedoch, dass er keine Option ausschließe.

Striktere Kriterien für die Qualität des Kapitals

Hintergrund der Maßnahme sind Vorgaben der Bankenaufsichten: In Europa und den USA legen sie immer strengere Maßstäbe an die Kapitalausstattung von Banken an. Nicht nur die Höhe, sondern auch die Qualität des Kapitals unterliegt strikteren Kriterien. Zuletzt hatte die Deutsche Bank eine harte Kapitalquote von 9,5 Prozent - im Vergleich zu Konkurrenten ein niedriger Wert.

Investoren und Beobachter hatten öffentlich gefordert, dass die Bank ihre Kapitaldecke stärken solle. Mit der Ausgabe der neuen Aktien wird die Kapitalquote auf 11,8 Prozent steigen, gab die Bank bekannt. Die Familie des Emirs von Katar ist bereits in anderen europäischen Banken investiert, so hält sie eine größere Beteiligung an der britischen Großbank Barclays.

Die Kapitalerhöhung der Deutschen Bank kommt rechtzeitig vor einer der größten Bilanzprüfungen der Bankengeschichte: Bevor die Europäische Zentralbank (EZB) im Herbst die Aufsicht über die 128 wichtigsten Geldhäuser in der Euro-Zone übernimmt, will sie die Banken genau untersuchen. Dazu gehört auch ein Stresstest, dessen Ergebnisse im Herbst vorgelegt werden sollen. Derzeit laufen bereits die ersten Datenerhebungen für den Bilanztest. Allein in Deutschland sind dafür etwa 1800 Aufseher und Wirtschaftsprüfer im Einsatz.

© SZ vom 19.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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