Finanzindustrie:Nicht über Gebühr

Wie Banken auf die Niedrigzinsphase reagieren - und was das für die Mitarbeiterzahlen bedeutet.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Die Zeiten, in den Banken Gelddruckmaschinen waren sind vorbei. Erst kam die Finanzkrise, dann begann die nicht enden wollende Niedrigzinsphase. Im klassischen Einlagen- und Kreditgeschäft können viele Banken und Sparkassen daher nicht mehr ausreichend Geld verdienen, um dauerhaft die zahlreichen Filialen zu finanzieren. Kein Wunder, dass nun viele Banken versuchen, die Gebühren für Bankkunden zu erhöhen. Sie tun dies mit dem ausdrücklichen Segen von Bundesbank und Bafin, die die Institute erst kürzlich ermutigt hatten, von den Kunden ruhig höhere Gebühren zu verlangen, um auf diese Weise die Abhängigkeit vom Zinsüberschuss zu senken. Laut einer Umfrage der Finanzaufseher haben das bereits 1500 der befragten Kreditinstitute getan.

Glaubt man dem Chef der Online-Bank ING-Diba, dann ist diese Option jetzt jedoch ausgereizt. "Die Bundesbank hat gesagt, dass Gebührenerhöhungen ein guter Weg für uns sind", sagte Roland Boekhout auf der Konferenz Euro Finance in Frankfurt. "Ich glaube das nicht". In der EU-Kommission gebe es eine lange Liste mit Bank-Gebühren, die gleichsam auf dem Index stünden, weil sie für den Verbraucher nachteilig seien. "In diesem Umfeld sollte man kein Geschäftsmodell verfolgen, das von hohen Gebühren abhängt", sagte Boekhout.

Es sei ein sinnvolles Ziel, vom Zinsumfeld unabhängiger zu werden, sagte auch Jürgen Fitschen, Co-Chef der Deutschen Bank. "Aber das hätte auch seinen Preis". Dann nämlich müssten Banken andere Dienstleistungen verteuern und würden damit das mühsam wieder eroberte Vertrauen der Kunden aufs Spiel setzen. Stattdessen sollten die Banken vielmehr weiter ihre Kosten senken. "Kostensenkungen sind das Einzige, was möglich ist", sagte Boekhout. Fitschen betonte ebenso, die Banken würden weiter Stellen abbauen müssen: "Unsere Branche wird nicht zum Beschäftigungswachstum beitragen", sagte der Deutsche-Bank-Chef. Der Konzern kämpft schon seit Jahren mit zu hohen Kosten und wird nun 9000 der gut 100 000 Stellen abbauen, davon allein 4000 in Deutschland. Außerdem schließt die Bank 200 Filialen in Deutschland.

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