Finanzierung:Zahltag in Leverkusen

Das Geld für die Finanzierung der Übernahme von Monsanto hat Bayer schon organisiert. Deutsche Geldhäuser spielen dabei - vorerst - keine Rolle.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Die Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto durch den Leverkusener Chemie- und Pharmakonzern Bayer ist nicht nur die größte Übernahme, die ein deutsches Unternehmen jemals gestemmt hat, sondern auch ein Fest für die beratenden Banken. Insgesamt dürften die beteiligten Wall-Street-Häuser rund 700 Millionen Dollar (630 Millionen Euro) für Beratungsgebühren und Zinsen einstreichen, hat das Analysehaus Freeman & Co ermittelt.

Ganz besonders lukrativ ist das Geschäft für jene fünf Banken, die das Bayer-Management beim Kauf und die Chefs von Monsanto beim Verkauf beraten: Auf Seiten von Monsanto sind das neben der unbekannten US-Beratungsboutique Ducera die US-Investmentbank Morgan Stanley. Beide teilen sich den Angaben zufolge rund 100 bis 110 Millionen Dollar an Gebühren. Bayer hingegen stehen die Schweizer Großbank Credit Suisse, die Bank of America sowie die französische Bank Rothschild zur Seite, die sich 70 bis 80 Millionen Dollar teilen müssen.

Bemerkenswert: Heimische Institute waren nicht dabei. Die Deutsche Bank, die als einziges deutsches Geldhaus groß genug gewesen wäre, einen solchen Mega-Deal zu orchestrieren, berät bereits den Chemiekonzern BASF. Im Sinne ihres neuen Strebens nach Anstand sah sich die Bank in einem Interessenkonflikt.

Aber nicht nur Investmentbanker verdienen an solchen Transaktionen. Tatsächlich blüht seit vielen Jahren eine ganze Branche rund um das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen, im Branchenjargon Mergers & Acquisitions (M&A) genannt. Auch große Anwaltskanzleien und PR-Agenturen setzen auf das Rund-um-die-Uhr-Geschäft. Stundensätze von mehreren hundert Euro sind üblich. Vorbei scheinen allerdings die Zeiten, da die Investmentbanker den Konzernchefs einflüstern konnten, welches Unternehmen sie als nächstes kaufen oder welche Sparte sie losschlagen sollen. Viele Dax-Unternehmen haben heute eigene M&A-Abteilungen, welche die Banken dann zur Umsetzung der Transaktion an ihre Seite holen.

Gebraucht werden die Banken aber für die Finanzierung: Im Falle von Bayer und Monsanto geht es um ein Brückendarlehen von 57 Milliarden Dollar (51 Milliarden Euro), das sich fünf Institute - Bank of America, Credit Suisse, Goldman Sachs, HSBC und JPMorgan - teilen. Zusammen dürften sie mehrere hundert Millionen Dollar einnehmen. Allein dafür, dass sie das Darlehen versprechen, kassieren die Banken bereits Gebühren. Hinzu kommen noch eine Wandelanleihe und eine Kapitalerhöhung.

Bei der Finanzierung sucht man deutsche Banken allerdings ebenfalls vergeblich. Dem Vernehmen nach werden Häuser wie die BayernLB oder andere Landesbanken immerhin in einer zweiten Runde zum Zuge kommen, wenn das Darlehen auf weitere Banken verteilt oder als Anleihe bei Investoren platziert wird. Spätestens dann wird es noch einen weiteren Investoren geben: die Europäische Zentralbank, die - als Instrument ihrer ultralockeren Geldpolitik - derzeit in großem Stil Unternehmensanleihen aufkauft.

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