Finanzierung:Immer das Geld

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Private Hochschulen kosten viel Geld. Wer dort studiert, sollte sich rechtzeitig informieren, wie die Kosten für das Studium bezahlt werden können.

Von Christine Demmer

Nora Ludwig ist 34 Jahre alt, studierte an privaten Hochschulen in Berlin und in Peking Management und hatte bis vor gar nicht langer Zeit einen dicken Batzen Schulden. Aber sie kennt sich mit Finanzen aus. Bei der Business School ESMT (European School of Management and Technology) beantragte und bekam sie ein Teilstipendium. Außerdem schloss Ludwig drei Kreditverträge ab, um die 20 000 Euro Schulgebühren finanzieren zu können. Einschließlich der Zinsverbindlichkeiten startete sie vor zwei Jahren mit einem Minus von 30 000 Euro auf dem Konto in den Beruf. Sie verdient gut in der Großbank. Bald ist die Last abgetragen.

Sprechen wir über Geld. Manch einer würde gern an einer Privathochschule den Bachelor machen oder den Master draufsatteln, schreckt aber angesichts der Studiengebühren von oft mehreren Zehntausend Euro zurück. Und selbst wenn die Summe mit elterlicher Hilfe und Opas Erspartem gerade noch aufgebracht werden könnte, machen Unterbringung, Verpflegung und Heimreisen oft einen Strich durch die Rechnung. Eine Ausweichmöglichkeit heißt: weiter arbeiten und berufsbegleitend studieren. Die zweite, dritte, und vierte: Den Arbeitgeber um einen Zuschuss oder wenigstens ein Darlehen bitten, sich um ein Stipendium bewerben oder ein Darlehen aufnehmen.

Den Arbeitgeber anzusprechen empfiehlt sich für jeden, der berufsbegleitend weiterlernen will. Schließlich bleibt er in der Firma, bringt dort Tag für Tag sein neu erworbenes Wissen ein und ist nach dem Examen formal qualifizierter als vorher. Nur selten allerdings werden die kompletten Studienkosten übernommen. Wenn überhaupt, zahlen Unternehmen einen Zuschuss zu den Studiengebühren, wobei 25 Prozent schon sehr großzügig sind. Im Gegenzug müssen die Geförderten unterschreiben, dass sie nach Abschluss des Studiums noch ein bis drei Jahre in der Firma bleiben. Wer sich nicht daran stört, sollte zugreifen, denn billiger kommt man nicht an fremdes Geld.

In Einzelfällen unterstützen große Rechtsanwaltskanzleien sowie Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften auch Vollzeit-Masterprogramme, wenn sich das hoffnungsvolle Talent verpflichtet, später an den Arbeitsplatz zurückzukehren. Im Mittelstand ist das die Ausnahme. Günstiger stehen die Chancen bei einem berufsbegleitenden Teilzeit-Studium - zumal dann, wenn der Vorgesetzte und andere Führungskräfte im Unternehmen auch studiert haben.

Plan B, das Stipendium, kollidiert damit nicht. Politische, kirchliche und karitative Stiftungen unterstützen Studierende von privaten Hochschulen mit Stipendien und Darlehen. Für die Förderung werden Kriterien wie soziales Engagement, politische Aktivitäten, wissenschaftliche Erfolge oder der familiäre Hintergrund herangezogen.

Viele Privathochschulen bieten auch sogenannte nachlaufende Studiengebühren an: Dann werden die Studienkosten erst fällig, wenn der Absolvent ein entsprechendes Nettoeinkommen verdient. Das Studentennetzwerk e-fellows.net listet zahlreiche Stipendienangebote von Schulen, Stiftungen, Behörden und Organisationen auf, daran kann man sich entlanghangeln und die konkreten Vergabebedingungen erforschen. Ein paar Stunden Netzrecherche sind glänzend investierte Zeit. Wichtig ist, sich mindestens ein Jahr vor der beabsichtigten Studienaufnahme in der vorgeschriebenen Form zu bewerben, damit man es bei einer Ablehnung noch woanders versuchen kann.

Renommierte Hochschulen lassen nur in Ausnahmefällen mit sich handeln

Über Geld sprechen kann man mit jeder privaten Hochschule. Je mehr es gibt, desto heftiger tobt der Wettbewerb um die Kunden. Wobei klar sein sollte, dass die renommiertesten und daher nachgefragtesten Hochschulen nur in Ausnahmefällen mit sich handeln lassen. Nur muss es ja nicht immer eine Preissenkung sein. Einigen Lernwilligen wäre schon mit einem rückzahlbaren Darlehen geholfen, für das die Schulen in aller Regel eine Kriegskasse bereithalten. Aber dann könnte man ja auch gleich zur Bank gehen.

Womit wir zu Plan C kommen: Der Kredit. Hier reicht das Spektrum vom zinsgünstigen Bildungskredit, den das Bundesverwaltungsamt über die KfW ausreicht, über die meist von Geldgeberfonds gespeisten Darlehensangebote der Schulen und Banken bis hin zum ganz normalen Langzeitdarlehen, das während der Studienzeit nicht bedient werden muss.

Nora Ludwig hatte sich verschiedene Bildungskredite angesehen und letztlich bei der KfW einen Studentenkredit aufgenommen. 650 Euro bekam sie jeden Monat als Darlehen, das ist die Maximalsumme. Mit der Rückzahlung beginnen musste sie erst 23 Monate nach Abschluss des Studiums. "Es ist relativ einfach, diesen Kredit zu bekommen", sagt Ludwig, "den kann man online beantragen." Er gilt allerdings nur für europäische Studenten. Daneben erhielt sie monatlich 300 Euro aus einem Bildungskredit. Das ist nicht viel, dafür kostet das Darlehen auch nur staatlich subventionierte Minizinsen. "Die hatte ich mir auch gesichert", sagt Ludwig zufrieden.

Schulden für die Bildung, sagt die Bankerin, seien eine Investition in sich selbst. Und wenn man daran nicht glauben würde - wer sollte es dann tun?

© SZ vom 25.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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