Finanzfirma Number 26:Wenn eine Start-up-Bank ihre Kunden rausschmeißt

  • Das Finanz-Start-up Number 26 hat in den vergangenen Monaten mehr als 100000 Kunden gewonnen.
  • Womöglich sind manche von ihnen dem Unternehmen zu teuer. Zumindest schmeißt das Start-up viele von ihnen wieder raus.

Von Heinz-Roger Dohms und Andrea Rexer, Hamburg/München

Martin Förster ist die Art von Kunde, wie sich Banken ihn eigentlich wünschen. Der 28-Jährige hat ein abgeschlossenes Hochschulstudium, arbeitet in führender Position bei einer Werbeagentur und bezeichnet sich selbst als "Gutverdiener". In einigen Jahren dürfte aus Förster ein wohlhabender Kunde werden, mit denen sich aller Erfahrung nach gute Geschäfte machen lassen.

Trotzdem hat Förster an diesem Mittwoch von seiner Bank eine Mail bekommen, die mit "Ordentliche Kündigung der Geschäftsverbindung" überschrieben war. Wobei: Streng genommen handelte es sich beim Absender um keine richtige Bank, sondern um das angesagte Finanz-Start-up Number 26. Mit seiner hippen Konto-App samt kostenloser Kreditkarte hat das Berliner Unternehmen in den vergangenen Monaten mehr als 100 000 Kunden gewonnen.

Menschen, die viel Geld abheben, sind der Finanz-Firma offenbar zu teuer

Doch warum fängt Number 26 nun plötzlich an, die Kunden rauszuwerfen? Denn: Martin Förster ist nicht der einzige Betroffene. Hunderten anderen ging es diese Woche genauso. Eine Begründung erhielten sie nicht. Auch auf Anfrage verweigert das Unternehmen zu den Motiven jeden Kommentar.

Entsprechend gibt es nun viele Spekulationen. In den sozialen Netzwerken schreiben manche User von möglichen Schufa-Problemen der Betroffenen. Andere weisen darauf hin, dass es in den vergangenen Tagen auch mit den EC-Karten und Kreditkarten von Number 26 Probleme gab - was das Unternehmen übrigens einräumt. Vielleicht bestehe ja da ein Zusammenhang. Daneben wird in der Finanzbranche auch von möglichen regulatorischen Problemen berichtet: Number 26 will sich um eine Banklizenz bemühen und hat bereits Mitarbeiter angeheuert, damit das Unternehmen die dafür nötigen Regeln einhält. Womöglich haben einige Kündigungen also mit vorauseilendem Gehorsam zu tun.

Das Geschäftsmodell ist bislang ein großes Rätsel

Plausibler scheint eine weitere Erklärung: Vielleicht ist Förster nicht nur ein guter Kunde. Sondern ein zu guter Kunde. Nämlich einer, der die Angebote von Number 26 zu häufig nutzt. Dazu muss man wissen, dass das Geschäftsmodell von Number 26 bislang ein großes Rätsel ist. Zwar gewinnt das Unternehmen in hohem Tempo neue Kunden. Wie es mit diesen Kunden Geld verdienen will, ist aber unklar. Zur großen Anziehungskraft des Angebots trägt bei, dass die Number-26-Kunden an sämtlichen Geldautomaten und auch an manchen Supermarktkassen kostenlos Geld abheben können.

Bloß: Number 26 betreibt selbst keine Automaten und muss deshalb an die betreffenden Banken eine Gebühr zahlen. Laut Insidern sollen pro Abhebung mit der EC-Karte rund 0,7 Prozent, bei zum Beispiel 200 Euro also 1,40 Euro, anfallen. Und bei Abhebungen mit der Kreditkarte pauschal rund zwei Euro. Martin Förster sagt von sich, dass er "relativ oft Geld abhebe, bestimmt zehnmal im Monat". Ein zweiter gekündigter Number- 26-Kunde, ein Student aus Berlin, berichtete sogar, dass er fast täglich an den Automaten gehe, weil er ungern viel Geld im Portemonnaie herumtrage. Nimmt man weitere Gebühren hinzu, die etwa beim Online-Einkauf anfallen, wird klar: Kunden wie Förster kosten das Start-up monatlich zweistellige Summen. Fragt sich, ob Number-26 sich diese Klientel nicht mehr leisten will - oder nicht mehr kann.

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