Finanzaufsicht:Unter Insidern

City And Financial District Views As Pound Falls Amid 'Brexit' Concerns

Londoner Bankenviertel: Zwei Angeklagte wurden als Folge der Tabernula-Ermittlungen wegen Insiderhandels vom Southwark Crown Court in London schuldig gesprochen, drei kamen frei.

(Foto: Jason Alden/Bloomberg)

In London endet das größte Verfahren gegen Spekulanten. Einer der Schuldigen war Manager der Deutschen Bank.

Von Björn Finke

Tabernula ist lateinisch und bedeutet "kleines Wirtshaus". In Großbritannien ist Tabernula zugleich der Name der bislang größten Ermittlung wegen Insiderhandels. Die Financial Conduct Authority (FCA), die Finanzaufsicht in London, begann vor acht Jahren mit ihren Untersuchungen; es geht um Spekulanten, die verbotenerweise Insiderwissen über Unternehmen für ihre Geschäfte nutzten. Jetzt sprachen die Geschworenen am Southwark Crown Court in London zwei Angeklagte schuldig, drei wurden freigesprochen. Einer der Schuldigen war früher Manager der Deutschen Bank in London - ihm wurde unter anderem seine sehr vorhersehbare Wahl von Passwörtern zum Verhängnis.

Die Geschworenen fällten ihr Urteil mit einer Mehrheit von zehn zu zwei. Der Richter wird demnächst das Strafmaß festlegen. Den zwei Tricksern drohen bis zu sieben Jahre Haft, allerdings wurde noch niemand wegen Insiderhandels zu einer derart langen Strafe verurteilt. Die FCA warf den Spekulanten vor, mit ihren Geschäften zwischen 2006 und 2010 etwa 7,4 Millionen Pfund an illegalen Gewinnen erzielt zu haben.

Ein Passwort lautete "Lamborghini55", ein anderes "Maserati"

Der verurteilte Ex-Manager der Deutschen Bank und ein weiterer freigesprochener Banker reichten ihr Geheimwissen über bevorstehende Übernahmen von Firmen oder über Aktienkäufe an Spekulanten weiter. So beriet die Deutsche Bank etwa den Medienkonzern News Corp von Rupert Murdoch, als dieser weitere Anteile am Pay-TV-Unternehmen Sky erwerben wollte. Der Verurteilte steckte die Pläne den Spekulanten. Diese machten dank des Tipps eine Million Pfund Gewinn mit Aktiengeschäften, wie die Finanzaufsicht ermittelt hat.

Die Profite sollen sich Spekulanten und Informanten dann geteilt haben. Dafür nutzten sie unter anderem Konten in der Steueroase Panama. Insgesamt ging es bei dem Gerichtsverfahren um Geschäfte mit Aktien von sechs Konzernen. Die fünf Angeklagten beteuerten allerdings ihre Unschuld. Demnächst beginnt der Prozess gegen einen weiteren mutmaßlichen Insider-Händler.

Die Ermittler kamen den Tricksern auf die Schliche, nachdem sie im Jahr 2008 Wanzen im Büro eines der Aktienhändler platziert hatten. Im März 2010 durchsuchte die Polizei in einer Razzia die Häuser der späteren Angeklagten. Bei dem verurteilten Ex-Manager der Deutschen Bank entdeckten die Fahnder einen verschlüsselten Datenträger. Der Banker sagte, er habe das Passwort vergessen.

Die Ermittler fanden aber heraus, welche Passwörter der Manager bei anderen Anlässen genutzt hat. Sie versuchten es damit - und hatten Erfolg. So konnten die Fahnder Dateien lesen, die ihren Verdacht erhärteten. Eins der Passwörter, um die Dateien zu öffnen, lautete "Lamborghini55", ein anderes "Maserati". Der gut bezahlte Banker hatte offenbar eine Schwäche für teure italienische Flitzer. Und wenig Phantasie beim Erfinden von Passwörtern.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: