Finanzaufsicht:100 kleinere Banken unter Beobachtung

Die Europäische Zentralbank hat nicht nur 123 Großbanken im Visier, sondern auch rund 100 kleinere Institute. Diese könnten andere Banken gefährden, wenn sie in Schieflage geraten.

Die EZB-Bankenaufsicht hat einem Insider zufolge neben den Großbanken der Euro-Zone auch rund 100 kleinere Geldhäuser ständig auf ihrem Radarschirm. Diese seien als riskanteste oder am stärksten vernetzte Institute herausgefiltert worden, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Solche Banken könnten andere Institute beeinflussen, wenn sie in Schieflage geraten, sagte der Insider. "Wir behalten sie genau im Auge".

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist seit vergangenem Herbst direkt für die Aufsicht über die 123 wichtigsten Banken im europäischen Währungsraum zuständig - darunter 21 deutsche. Die Kontrolle kleinerer Häuser obliegt weiter den nationalen Behörden, wenn auch in enger Kooperation mit der EZB.

Der neue einheitliche Aufsichtsmechanismus, SSM genannt, besteht aus der Europäischen Zentralbank und den Aufsichtsbehörden der Länder der Euro-Zone. Nach den Regeln des SSM kann die EZB aber jederzeit entscheiden, direkt die Aufsicht über eine kleinere Bank in der Euro-Zone zu übernehmen, um die einheitliche Anwendung von Standards sicherzustellen. Aufsichtsexperten gehen schon seit längerer Zeit davon aus, dass die EZB künftig viel stärker auch deren Kontrolle betreiben wird - etwa über die Festlegung europäischer Anforderungen. Derzeit gibt es rund 3400 kleinere Institute in den Euro-Ländern, davon allein etwa 1700 in Deutschland.

© SZ vom 11.09.2015 / Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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