Fehmarnbelt-Brücke wird gebaut:Westeuropa und Skandinavien rücken sich näher

Über die Meerenge zwischen der Ostseeinsel Fehmarn und der dänischen Insel Lolland führt mit rund 20 Kilometern der kürzeste Weg zwischen Skandinavien und dem kontinentalen Westeuropa. Die Querung soll nun durch eines der größten europäischen Bauvorhaben erleichtert werden.

Deutschland und Dänemark einigten sich auf den Bau einer Brücke über den Fehmarnbelt. Das meldeten die dänische Nachrichtenagentur Ritzau und die Lübecker Nachrichten am Freitag.

Fehmarnbelt-Brücke

Die Brücke soll ab 2018 die Städte Puttgarden und Rødbyhavn verbinden.

(Foto: Karte: SZ)

Das sei das Ergebnis eines Treffens von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und seinem dänischen Amtskollegen Flemming Hansen in Berlin.

Die 19 Kilometer lange Brücke zwischen Puttgarden auf der Ostseeinsel Fehmarn und Rødby auf der dänischen Insel Lolland soll 5,5 Milliarden Euro kosten.

"Wir haben einen Durchbruch in den Verhandlungen. Eine politische Einigung ist erzielt", sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums den Lübecker Nachrichten in Berlin. Nähere Details würden am Mittag auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben.

Nach offiziell noch nicht bestätigten Informationen aus Kopenhagen sollen die Bauarbeiten 2011 beginnen und 2018 abgeschlossen sein.

Die Kosten für die Brücke solle ausschließlich Dänemark übernehmen, hieß es. Kopenhagen gilt als wesentlich stärker an dem Projekt interessiert als die deutsche Seite.

Die privat finanzierten und durch Staatsgarantien abgesicherten Kosten sollen langfristig durch Mauteinnahmen zurückfließen. Die Brücke verkürzt die Fahrzeit zwischen Hamburg und Kopenhagen um knapp 60 Minuten auf dreieinhalb Stunden.

Der Bau ist ein Schlag für die Reederei Scandlines, die einen Fährdienst zwischen Puttgarden und Rødby betreibt. Scandlines wurde vor kurzer Zeit von Dänemark und der Deutschen Bahn für 1,56 Milliarden Euro an ein privates Konsortium verkauft.

Schlüsselprojekt für Schleswig-Holstein

Schleswig-Holstein sieht in dem Bau-Vorhaben ein Schlüsselprojekt für die Entwicklung des Landes und den gesamten norddeutschen Raum. "Allein die voraussichtlich siebenjährige Bauzeit der Brücke wird rund 2.000 Arbeitsplätze entstehen lassen und langfristig zur Ansiedlung von neuen Gewerbegebieten und damit weiteren Arbeitsplätzen entlang der neuen Trasse führen", sagte Verkehrsminister Dietrich Austermann (CDU).

Durch die zu erwartende Neuorientierung des Skandinavien-Verkehrs gingen auch erhebliche positive Impulse für den Tourismus in Schleswig-Holstein mit dem Projekt einher.

Die mecklenburg-vorpommersche Landesregierung steht dem Milliarden-Projekt hingegen skeptisch gegenüber, da sie den Verlust von Verkehrsströmen befürchtet. Ministerpräsident Harald Ringstorff (SPD) sieht in den Staatsgarantien für eine feste Querung eine Verzerrung des Wettbewerbs mit den Fährlinien.

Aktionsbündnis: "Nur eine Absichtserklärung"

Das "Aktionsbündnis gegen eine feste Fehmarnbeltquerung" hofft sogar, dass die Brücke doch noch verhindert werden kann. "Die heutige Ankündigung ist zunächst einmal nicht mehr als eine Absichtserklärung der beiden Verkehrsminister", sagte der Sprecher des Aktionsbündnisses, Jürgen Boos, am Freitag.

"Damit die Brücke tatsächlich gebaut wird, braucht man einen Staatsvertrag und die Zustimmung beider Parlamente." Diese Zustimmung sei vor allem auf dänischer Seite fraglich. Es gebe noch zahlreiche Möglichkeiten, den Bau durch Verbandsklagen zu verhindern. Für Dienstag ruft das Aktionsbündnis zu einer Großdemonstration auf.

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