Federal Reserve:US-Notenbank bereitet Zinswende noch für dieses Jahr vor

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Das Gebäude der US-Notenbank in Washington, DC.

(Foto: AFP)
  • Die US-Notenbank hält den Leitzins zunächst auf Rekordtief - und deutet gleichzeitig eine Zinswende noch in diesem Jahr an.
  • Die Notenbank bestimmt mit dem Leitzins wegweisend, wie es mit der Finanzwelt weitergeht.

Von Claus Hulverscheidt, New York, und Stephan Radomsky

Die US-Notenbank hat entschieden: Sie führt die Ära des billigen Geldes zunächst fort und belässt ihre sogenannte Zielspanne bei null bis 0,25 Prozent. Das hat die Fed nach ihrer Sitzung in Washington mitgeteilt.

13 von 17 Führungsmitgliedern sprachen sich aber zugleich dafür aus, die Spanne bei einer der beiden nächsten Sitzungen im Oktober oder Dezember um mindestens einen Viertel Prozentpunkt anzuheben. Die Börsen in den USA reagierten kaum, der Dow Jones rutschte nur kurzzeitig nach der Entscheidung ins Minus, anschließend stiegen die Kurse wieder.

Wie die Notenbank ihren Schritt erklärt

Fed-Chefin Janet Yellen begründete die Entscheidung mit einer leicht gesunkenen Inflationsprognose und den wirtschaftlichen Schwierigkeiten in einigen Teilen der Welt, die auf die Entwicklung in den USA durchschlagen könnten. Sie spielte damit offensichtlich auf die jüngste Wachstumsschwäche in China und die ökonomischen Probleme in anderen Schwellenländern wie Brasilien an.

Sie betonte zugleich, dass die Fed bei ihrer grundsätzlich positiven Beurteilung der US-Konjunktur bleibe: "Die wirtschaftliche Entwicklung in den USA ist gut", sagte Yellen. Die Notenbankführung geht nach ihren Worten davon aus, dass es bis 2018 dauern wird, bevor der Leitzins wieder ein normales Niveau von etwa 3,5 Prozent erreichen wird.

Seit Monaten hatten Regierungen weltweit, Ökonomen, Banker und Börsenhändler auf diesen Tag hingefiebert, auf die Entscheidung, ob die Leitzinsen in Amerika erstmals seit fast zehn Jahren wieder steigen. Die Entscheidung der Fed gilt als wegweisend dafür, wie es mit der Finanzwelt weitergeht - dabei steckte sie in einem Dilemma.

Seit der weltweiten Finanzkrise 2007 liegt der Leitzins in den USA nun praktisch bei null, um das Bankengeschäft und damit die Wirtschaft zu stützen. Das hat es noch nie gegeben - entsprechend groß ist die Verunsicherung an den Finanzmärkten, was passiert, wenn das Geld wieder teurer wird.

Steuerinstrument der Notenbank

Zugleich fehlen der Notenbank beim momentan tiefen Niveau die Mittel, um beispielsweise eine neue Konjunkturschwäche durch weitere Zinssenkungen zu bekämpfen.

Denn mit ihrem Leitzins ist die Notenbank in der Lage, die Wirtschafts- und Preisentwicklung zumindest grob zu beeinflussen: Zum Leitzins leihen sich Banken bei der Zentralbank Geld. Damit beeinflusst er deren Zinssätze, die die Banken wiederum an die Kunden weitergeben - und, wenn Kredite beispielsweise billig sind, auch ihre Investitionstätigkeit.

Vereinfacht heißt das: Fällt der Leitzins, dann gewinnt das Wirtschaftswachstum an Fahrt, allerdings wächst zugleich die Inflationsgefahr. Erhöht die Notenbank dagegen den Leitzins, wirkt sie damit einer übertriebenen Teuerung entgegen, dämpft aber womöglich die Konjunktur. Und genau hier liegt das Problem, schließlich sind die USA die größte Volkswirtschaft der Welt.

Zuletzt war die US-Wirtschaft allerdings sehr robust gewachsen, zugleich war die Erwerbslosenquote mit nur noch gut fünf Prozent auf den niedrigsten Stand seit sieben Jahren gefallen ist. Es galt also für lange als ausgemacht, dass die Fed nun im September die Zinswende einleitet und den Leitsatz um 0,25 oder gar 0,5 Prozentpunkte anhebt.

Doch dann kam China und sorgte für Aufregung: Allein im August waren die Aktienmärkte dort ausgelöst durch eine Wachstumsschwäche zeitweise um etwa 20 Prozent eingebrochen. Im September ging es an den Börsen in Shanghai und Shenzhen weiter in den Keller, was Konjunktursorgen weltweit befeuerte.

Damit wuchs die Furcht, dass die US-Notenbank mit einer Zinserhöhung das ohnehin schwache weltweite Wirtschaftswachstum wieder abwürgen könnte.

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