Faurecia:Franzosen verkaufen an Franzosen

Der Autozulieferer Faurecia will sein Karosseriegeschäft an die ebenfalls französische Plastic Omnium verkaufen.

Von Uwe Ritzer

MünchenGemeinsam mit der Universität im kalifornischen Stanford erforscht der Automobilzulieferer Faurecia seit geraumer Zeit, wie sich beim autonomen Fahren das Verhalten von Passagieren in entsprechenden Autos verändert. Oder wie sich die Symptome von Reisekrankheit verhindern lassen. Daneben machen sich die Aktivitäten in einem anderen Geschäftsbereich des französischen Konzerns geradezu profan aus: Es geht um die Entwicklung, Produktion und Lackierung von Stoßfängern, Kühlergrills und anderen großen Kunststoffteilen für die Außenverkleidung von Autos. Aus diesem Geschäft will sich Faurecia 2016 verabschieden.

Für etwa 665 Millionen Euro soll die Sparte (7700 Mitarbeiter an 22 Standorten) an die ebenfalls französische Plastic Omnium-Gruppe verkauft werden. Beide Unternehmen haben sich bereits im Grundsatz darauf geeinigt, die Kartellbehörden müssen noch zustimmen. In Deutschland sind in sieben Werken 3500 von insgesamt 12 000 Faurecia-Beschäftigten betroffen. Zuletzt erwirtschaftete die Automobil-Exterieur-Sparte einen Jahresumsatz von zwei Milliarden Euro. Plastic Omnium würde durch den Kauf zum Marktführer für Fahrzeugaußenteile aufsteigen. Faurecia wiederum will mit dem Verkaufserlös in Kombination mit einem früheren Rückkauf einer Wandelanleihe seine gesamte Nettoverschuldung auf einen Schlag begleichen, wie das Unternehmen ankündigte.

Zumindest die deutschen Standorte haben schon eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Früher gehörten sie zur Dynamit Nobel AG, die 2004 zerschlagen wurde. Damals übernahm die schwedische Plastal Holding die Kunststoffsparte. Plastal stellte im März 2009 Insolvenzantrag und wurde schließlich an Faurecia verkauft. Arbeitnehmervertreter reagierten wohl auch vor diesem Hintergrund gelassen auf den anstehenden, weiteren Eigentümerwechsel. Zumal Faurecia versprach, über den geplanten Verkauf ausführlich mit den Arbeitnehmervertretern zu diskutieren.

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