Fast Food im Museum:Ronald McDonald küsst die Mona Lisa

McDonald's eröffnet eine Filiale im Louvre, dem größten französischen Museum. Erstickt die Mona Lisa bald am Geruch abgestandenen Frittieröls?

Michael Kläsgen, Paris

Die amerikanische Fast-Food-Kette McDonald's eröffnet eine Filiale an einem der symbolträchtigsten Orte französischer Hochkultur: im Museum Louvre in Paris. Doch der von vielen erwartete nationale Aufschrei ist im Land der Gourmets ausgeblieben. Stattdessen berichten die französischen Medien verwundert über Presseberichte im Ausland.

Dort war etliches über die angebliche Invasion der amerikanischen Ess(un)kultur ins Allerheiligste der Franzosen zu lesen. Karikaturen zeigten, wie der Clown Ronald McDonald, das Konzernmaskottchen, mit der Venus von Milo knutscht. Richtig ist, dass McDonald's wie Coca Cola und Starbucks in Frankreich als Inbegriff der US-Gastronomie gilt. Als sich McDonald's zum Beispiel auf der Pariser Prachtallee Champs-Elysées niederlassen wollte, brachte der geballte Widerstand von Kaufleuten und Stadtvertretern das Vorhaben zu Fall.

Geschickte Strategie verhindert Proteste

Und noch vor zehn Jahren jubelte zumindest der Feinschmecker in jedem Franzosen, als der populäre Globalisierungskritiker José Bové eine McDonald's-Baustelle in Südfrankreich aus Protest gegen "uniformierten Schweinefraß" in Schutt und Asche legte. Tatsächlich hätte die Filialeröffnung im Louvre vor wenigen Jahren noch die Gemüter weit mehr bewegt.

Diesmal regt sich jedoch kein Rebellengeist. Und das liegt wohl auch an der geschickten Strategie der US-Kette, sich wie ein urfranzösisches Unternehmen zu präsentieren. Erstmals war McDonald's in diesem Jahr sogar auf der Landwirtschaftsmesse mit einem Stand vertreten. Auf erstaunliche Weise hat sich McDo, wie die Franzosen den US-Konzern nennen, den Landessitten angepasst.

Nicht bloß in Frankreich, aber auch dort prangt nur noch vor wenigen Filialen das Logo mit dem gelben Schriftzug auf knallrotem Hintergrund. Stattdessen kommt McDo mit holzähnlich vertäfelter Außenfassade daher und ist äußerlich von einem Bistro kaum mehr zu unterscheiden.

Geballte Präsenz rund ums Museum

Mindestens genauso wichtig: Trotz der Filiale im Louvre wird Mona Lisa nicht am Geruch abgestandenen Frittenöls ersticken. Das Restaurant wird im unterirdischen Bereich des Museums öffnen, dort wo schon jetzt Geschäfte und Imbissbuden beheimatet sind. Dieser Bereich ist vom Museum klar abgegrenzt und doch unmittelbar am Eingang. In den umliegenden Geschäften wundert man sich jedoch, dass McDo in die Gewölbe zieht. In nur 100 Metern Luftlinie oben auf der Straße ist die Kette bereits vertreten.

Hintergrund dieser geballten Präsenz ist, dass das Museum so stark besucht ist wie kaum eine zweite Touristenattraktion in Frankreich. So viele Menschen laufen an den Filialen vorbei, dass der Appetit auch zahlreiche Museumsbesucher in die Fast-Food-Restaurants treiben dürfte. Das gilt für Ausländer ebenso wie für französische Touristen. Viele Franzosen gehen allein deshalb schon zu McDo, weil der Kaffee dort billig ist und man einen Internetanschluss hat.

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