Fakten:Die Finnen haben das Sagen

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Nokia hält nicht nur zwei Drittel an dem neuen Unternehmen. Die Finnen stellen auch den Chef und den Firmensitz. Ein Überblick über die wichtigsten Details des Deals.

Von Caspar Busse

Die beiden Partner sind etwa gleich groß. Aber die klare Führung bei der geplanten Fusion hat Nokia. Die Finnen hatten Ende vergangenen Jahres 54 600 Mitarbeiter im Netzwerk-Bereich, Alcatel-Lucent insgesamt gut 50 000. Nokia erwirtschaftete zuletzt einen Jahresumsatz von 12,7 Milliarden Euro, Alcatel-Lucent 13,2 Milliarden Euro. Der Konzern entstand aus einem Zusammenschluss zwischen Alcatel aus Frankreich und Lucent aus den USA. Nokia betrieb früher ein Gemeinschafsunternehmen mit Siemens, übernahm 2013 den 50-Prozent-Anteil der Münchner.

Nokia bietet 0,55 neue Aktien für einen Anteilsschein von Alcatel-Lucent. Die heutigen Nokia-Anteilseigner sollen zwei Drittel des Gemeinschaftsunternehmens erhalten, die Aktionäre von Alcatel-Lucent den Rest. Die neue Firma wird den Namen Nokia Corporation tragen. Hauptsitz werde Finnland sein, mit einer "starken Präsenz" in Frankreich, teilte Nokia mit. Der Deal soll im ersten Halbjahr 2016 abgeschlossen werden. Nokia-Chef Rajeev Suri soll das neue Unternehmen führen.

Die europäischen Netzwerkausrüster müssen sich gegen die scharfe Konkurrenz aggressiver Rivalen aus China wehren. Bislang stand Ericsson an der Spitze der Branche mit einem Umsatz von 25,1 Milliarden Euro. Die Schweden liefern sich aber schon seit Jahren ein Rennen mit Huawei aus China. Nun könnte Nokia mit den beiden gleichziehen.

Bei den lukrativen Verträgen für den Aufbau der Netze des aktuell schnellsten Mobilfunkstandards LTE haben Nokia und Alcatel-Lucent Experten zufolge zusammen einen Marktanteil von 26 Prozent. Huawei erreiche 36 Prozent und Ericsson etwa ein Drittel.

EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager sagte, der Deal sei noch zu frisch, um sich dazu zu äußern. Suri gab sich bereits zuversichtlich, dass die Wettbewerbsbehörden in der EU, China und den USA die Übernahme genehmigen. Insgesamt müssen neun Länder zustimmen.

Alcatel-Lucent wird in dem Deal mit insgesamt 15,6 Milliarden Euro bewertet, hieß es. Für die Aktionäre bedeute das einen Aufschlag von 28 Prozent auf den durchschnittlichen Preis der vergangenen drei Monate. Bis 2019 sollen jährliche Einsparungen von 900 Millionen Euro bei den Betriebskosten erzielt werden. Nokia bestätigte auch, dass alle Optionen für seinen digitalen Kartendienst Here geprüft werden. Angeblich gab es bereits Verkaufsgespräche mit dem umstrittenen Fahrdienstvermittler Uber sowie Interesse einer Gruppe deutscher Autohersteller. Here wurde zuletzt mit etwa zwei Milliarden Euro bewertet.

© SZ vom 16.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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