Fahrdienst:Uber halbiert seinen Fahrpreis

German Court Bans Uber Service Nationwide

So sieht die Uber-App aus: Nur wenige Fahrer haben einen Personenbeförderungsschein.

(Foto: Adam Berry/Getty)
  • Das Unternehmen Uber senkt sein Gebühren: Jeder gefahrene Kilometer kostet zukünftig nur mehr 35 Cent. Zuvor betrug die Kilometerpauschaule mit 75 Cent mehr als doppelt so viel.
  • Damit setzt Uber geltendes Gesetz um. Fahrgäste dürfen nicht mehr bezahlen, als der Fahrer für Benzin und Reifenverschleiß ausgibt.
  • Für Kunden wird der Dienst damit günstiger, für Fahrer jedoch unattraktiver.

Von Jan Willmroth

Kurze Pause am Vormittag, ein Mann, der hier einfach Manfred heißen soll, parkt seinen schwarzen Kombi. Viel Zeit zum Reden bleibt an diesem Mittwoch nicht. Die Lokführer streiken, kaum ein Zug fährt, die wenigen verbliebenen Fahrer des Fahrtvermittlers Uber Pop sind ausgebucht. Gerade hat Manfred einen Mitarbeiter des FC Bayern chauffiert, von der Münchner Innenstadt zur Zentrale in der Säbener Straße, ungefähr fünf Kilometer. 1,80 Euro hat der Mann dafür bezahlt, weniger als Manfred für sein Auto ausgibt. "Das ist eine ganz komische Situation", sagt er. Es ist aber auch der Beginn einer Zeitenwende für Uber in Deutschland, und Manfred, das wird sich noch zeigen, dürfte einer ihrer Protagonisten werden.

Diese ganz komische Situation, sie begann am Vorabend, und Uber hatte sich gut darauf vorbereitet. Nach einem Urteil des Frankfurter Landgerichts ist der Dienst Uber Pop, bei dem Privatleute per Smartphone-App Fahrdienste übernehmen, seit dem 18. März bundesweit verboten. Zur Vollstreckung des Richterspruchs fehlten noch 400 000 Euro von der Genossenschaft Taxi Deutschland, die das Gericht als Sicherheitsleistung verlangt hatte. Dieses Geld war nun eingegangen.

35 Cent gibt es jetzt nur noch für jeden Kilometer - vorher waren es 75

Auf die Mitteilung des Gerichts an die Uber-Zentrale folgten E-Mails an Kunden und Fahrer: Künftig werde der Dienst in Frankfurt und München auf 35 Cent pro Kilometer umgestellt, damit Uber ihn weiter anbieten könne. Bisher waren es 75 Cent. Mit der neuen Kilometerpauschale beugt sich Uber dem Gesetz. Das verlangt, dass die Fahrgäste nicht mehr bezahlen, als der Fahrer für Benzin und Reifenverschleiß ausgibt. Das Prinzip Mitfahrzentrale. "Uber Pop wird somit auf der einen Seite noch attraktiver für euch als Nutzer", schrieb das Unternehmen seinen Kunden. Schließlich zahlen sie noch weniger. "Aber auf der anderen Seite für Fahrer deutlich unattraktiver." Die meisten, die für mehr als 35 Cent pro Kilometer Auto fahren, zahlen also drauf.

Manfred - wuchtiger Auftritt, kahler Kopf - gehört nun zu den wenigen, die sich das vorübergehend leisten können. "Ich hab' ja was beiseitegelegt", sagt er, "und mir war klar, dass es irgendwann kommen würde". Er gehört zu den wenigen, die Taxi-ähnlich mit Dokumenten versorgt sind: Personenbeförderungsschein, gewerbliche Insassenversicherung, Gewerbeanmeldung beim Finanzamt.

Vertragsverhältnisse sind ein offenes Geheimnis

Seit Jahresbeginn fährt er für Uber Pop, er hatte sich das nach einer Testwoche im Dezember gut überlegt und durchgerechnet. Jetzt kutschiert er zwischen zehn und zwölf Stunden am Tag Fahrgäste, sechs Tage die Woche, "am siebten Tage sollst du ruh'n". Seither, sagt er, setzt er in guten Wochen zwischen 1200 und 1600 Euro um, wenn er die unregelmäßigen Bonuszahlungen von Uber einrechnet. Die Boni und wie es mit ihnen weitergeht, will das Unternehmen nicht kommentieren, so ist das immer, Vertragsverhältnisse bleiben bei Uber stets eine Art offenes Geheimnis.

In Kürze dürften noch mehr Geheimnisse bekannt werden: Uber betont seit dem Gerichtsurteil, man arbeite an einer alternativen Option, die speziell an die Regularien in Deutschland angepasst sei. Es zeichnet sich ab, dass die 35-Cent-Phase nicht allzu lange dauern wird. Vor wenigen Wochen gab das Unternehmen bekannt, seinen Pop-Fahrern Personenbeförderungsscheine zu finanzieren. Wer keinen machen wolle, werde mittelfristig wohl nicht mehr für Uber fahren, meint ein Fahrer. Ohnehin ist die Zukunft von Uber Pop ungewiss. Stattdessen könnte Uber in verschiedenen Städten einen Mietwagenservice einführen.

"Um bald ganz legal zu sein, ist das jetzt genial"

In wenigen Wochen wird Manfred die sogenannte Fachkundeprüfung Taxi- und Mietwagenverkehr ablegen, auf Kosten von Uber, wie er sagt. Dann steht seinem eigenen Beförderungsunternehmen nichts mehr im Weg. Dann will er selbst Fahrer einstellen, nach seinen Kriterien, und an einem wie auch immer benannten neuen Uber-Dienst teilnehmen. Ein wenig freut er sich sogar über die Zeit, in der er jetzt Verlust einfährt: "Um bald ganz legal zu sein, ist das jetzt genial." Denn während viele andere Fahrer wegen des halbierten Preises aussteigen, macht Manfred Werbung für sich. Wann das neue Modell starten wird, ist nicht klar.

Die Beharrlichkeit, die Uber selbst an den Tag legt, zahlt sich bisweilen auch aus, wie das Beispiel Brüssel zeigt. Dort kommt auf zwei Taxis inzwischen ein Uber-Fahrer - und der wird es künftig eventuell leichter haben: Wenn der Gesetzentwurf durchgeht, den die Stadt gerade vorbereitet, sind die etwa 700 Uber-Fahrer ab 2016 legale Vertragsunternehmer, die Einkommensteuer zahlen, solange sie es nur nebenberuflich machen. Wie in Deutschland ist das Uber-Pop-Pendant in Brüssel derzeit noch illegal. Und wie in Paris, Madrid oder London ruft es entsprechend viel Widerstand seitens der Taxi-Branche hervor.

Versöhnliche Worte aus der Taxi-Branche

Am Mittwochmittag dann, kaum hatte sich im Netz die Meldung verbreitet, Uber habe sein Gebührenmodell angepasst, gab es versöhnliche Worte aus der Taxi-Branche: Wenn Uber den Weg in die Legalität suche, freue er sich, sagte Dieter Schlenker, Vorsitzender von Taxi Deutschland: "Solange Uber Pop jedoch trotz klarem Urteilsspruch weiterfährt und somit die Justiz an der Nase herumführt, bleibt es ein Lippenbekenntnis. Ein legales Geschäftsmodell hat Uber in Deutschland bisher noch nicht vorgelegt." Ob Uber-Fahrer auch gesetzeskonforme Verkehrsunternehmer würden, bleibe abzuwarten.

Manfred bezweifelt das nicht, zumindest, was ihn angeht. Er muss los, weiterfahren, 1000 Meter für 35 Cent. "Ich ziehe das jetzt durch", sagt er zum Abschied.

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