Fackelmann:Fackelmann - Profiteur der neuen Kochbegeisterung

Schampunade, Bar-Serie Happy Hour

Töpfe, Kochgeschirr, Besteck: Was immer in der Küche gebraucht wird, Fackelmann hat es mit großer Wahrscheinlichkeit im Sortiment.

(Foto: Florian Peljak)

Schneiden, stampfen, knacken: Das fränkische Familienunternehmen Fackelmann ist nicht allen geläufig - die Produkte finden sich aber in vielen Küchen.

Von Uwe Ritzer

Der Mann mit der Mütze boxt schon lange nicht mehr, aber Alexander Fackelmann würde es nicht einfallen, den Vertrag mit Axel Schulz aufzulösen. Seit 15 Jahren arbeitet der Unternehmer mit dem ehemaligen Schwergewichtsboxer zusammen, der zwar nie Weltmeister wurde, sich aber 1995 einen legendären Kampf mit George Foreman lieferte, im Übrigen ein sympathischer Kerl ist und ein großes Herz hat. Das und Schulz' Bodenständigkeit gefallen Fackelmann, 59.

"Er passt ganz einfach zu uns", sagt der Familienunternehmer. Also trägt Axel Schulz in der Öffentlichkeit weiter Mützen, auf denen groß "Fackelmann" steht und fördert so die Bekanntheit des Haushaltswaren- und Badmöbelherstellers aus Hersbruck bei Nürnberg.

Das Unternehmen hatte Alexander Fackelmanns 2003 verstorbener Vater Sebastian 1948 als Ein-Mann-Handelsvertretung gegründet. Heute zählt es knapp 3000 Beschäftigte, davon 750 in Deutschland. Fackelmann ist eine Firmengruppe mit zahlreichen in- und ausländischen Marken. Seit 2012 gehört auch Dr. Oetker mit der Küchenhelfer-Linie dazu, mit Formen, Schneebesen, Spezialblechen und allerhand Utensilien mehr zum Backen also.

Wer Lebensmittel verarbeite, brauche fast immer ein Fackelmann-Produkt, sagt der Unternehmer. Etwas zum Schneiden, Aushöhlen oder Stampfen von Früchten, zum Öffnen der Weinflasche, zum Schälen von Kartoffeln, zum Knacken von Nüssen. Die Produktpalette ist zwar kleinteilig, dafür aber immens groß.

Sie umfasst von besagten Haushaltswaren, über Gefäße zum Aufbewahren, Hilfsmittel zum Dekorieren von Kuchen, bis hin zu Teleskop-Fliegenklatschen, Hilfsutensilien zur Körperpflege und Badezimmermöbel ein denkbar breites Spektrum. Mit dem die Fackelmann-Gruppe im vergangenen Jahr 380 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete, elf Prozent mehr als 2014. "Es war ein ordentliches Jahr, aber nicht so, wie es hätte sein können", resümiert der Alleininhaber. Aber Währungsturbulenzen, vor allem im russischen, aber auch im asiatisch-pazifischen Raum schlugen durch. "Wir glauben trotzdem weiter an Russland und werden dort auch investieren", sagt Alexander Fackelmann. Bisher seien die währungsbedingten Verluste dort durch den Erfolg anderer Geschäftsfelder mehr als nur ausgeglichen worden.

Fackelmann: "Wir profitieren in Deutschland vom Zeitgeist"

An Australien/Neuseeland glaubt man bei Fackelmann sowieso, wo das fränkische Familienunternehmen mit 15 Produktions- und Vertriebsstandorten sowie einigen führenden Marken vertreten ist. Fackelmann will mit diesen Marken namens Wiltshire oder Füri im angelsächsischen Raum expandieren. In Südafrika wächst die Firma mit ihrer Marke Prestige.

Knapp ein Drittel ihres Geschäftes macht die Fackelmann-Gruppe in Deutschland. Das Geschäft mit den Haushaltshelfern von Dr. Oetker legte 2015 um 30 Prozent zu. "Wir profitieren in Deutschland vom Zeitgeist", sagt Alexander Fackelmann. Vom "Wahnsinnstrend" zu einer Küche, die nicht nur gut schmeckt, sondern auch gut aussieht. Nicht zuletzt die Koch-Shows im Fernsehen würden zum Dekorieren und Arrangieren von Speisen anregen. "Man will sich selbst einbringen", sagt Fackelmann, "also kauft man die Pralinen nicht, die man anschließend verschenkt, sondern macht sie selber."

Auch in anderer Hinsicht profitiert das fränkische Unternehmen von einem Trend: Angesichts der niedrigen Zinsen wird renoviert und gebaut wie schon lange nicht mehr. Ein Umstand, der allein den Umsatz mit ausschließlich über Baumärkte vertriebenen Fackelmann-Badmöbeln um 20 Prozent nach oben schnellen ließ. Die Fachhandelsmarke Lanzet legte sogar um 40 Prozent zu. Beide zusammen trugen 50 Millionen Euro zum Fackelmann-Umsatz bei.

"Wir können alle unsere Investitionen selbst stemmen."

Von diesem Freitag an steht in Frankfurt die Konsumgütermesse Ambiente an, und die Fackelmann-Marken werden dort mit 230 Neuheiten vertreten sein. Es soll der Auftakt für ein ambitioniertes Geschäftsjahr werden. Der Umsatz soll dabei um knapp vier Prozent steigen; was die Profitabilität angeht nennt Fackelmann keine Zahlen, sagt aber: "Wir können alle unsere Investitionen selbst stemmen."

Nachdem 2015 in Polen eine neue Fabrik für Trinkhalme, Holzartikel und Konfektionierung entstand, soll dort nun das Badmöbelgeschäft forciert werden. "Wir haben Produktion aus China zurückgeholt und dorthin verlagert", sagt Fackelmann.

Überhaupt scheint das einzige, was in seiner Firma in größerem Umfang zurückgeht, die Zahl der Arbeitsplätze in China zu sein. Vier Fabriken betreibt das Unternehmen dort, in denen in Spitzenzeiten 3000 Menschen Kleinteile herstellten. Derzeit ist es noch die Hälfte und ihre Zahl soll auf 1500 schrumpfen. Als Grund nennt Alexander Fackelmann deutlich gestiegene Löhne und Arbeitskosten. Was für die Betroffenen gut sei, mache für sein Unternehmen den Standort China unattraktiver.

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