Datenskandal:"Es war mein Fehler"

Mark Zuckerberg auf dem Weg zu einem Treffen mit Kongressabgeordneten - der Facebook-CEO will im Kongress zum Datenskandal aussagen.

Zuckerberg am Montag vor einem Treffen mit Kongress-Abgeordneten im Kapitol

(Foto: AFP)
  • Mark Zuckerberg sieht sich selbst in der Verantwortung für den Datenskandal um Cambridge Analytica.
  • Dies geht aus einer siebenseitigen Erklärung hervor, die der Facebook-Chef Dienstag und Mittwoch vor mehreren Ausschüssen des US-Kongresses vortragen will.
  • Ende März war bekannt geworden, dass sich ein Drittanbieter einer Facebook-App Zugriff auf die persönlichen Daten von 50 Millionen Nutzern des Netzwerks verschafft und diese an Cambridge Analytica weiterverkauft hatte.

Von Claus Hulverscheidt, New York

Es hat ein wenig gedauert, bis Mark Zuckerberg verstand, wie gewaltig der Schlamassel für seinen Konzern ist und was auch für ihn persönlich auf dem Spiel steht - manche sprachen sogar von einer kleinen Ewigkeit.

Nun jedoch hat der Chef des sozialen Netzwerks Facebook die Zeichen der Zeit erkannt und die Flucht nach vorne angetreten: In einer siebenseitigen schriftlichen Erklärung, die er an diesem Dienstag und Mittwoch vor gleich mehreren Ausschüssen des US-Kongresses vortragen will, räumt der 33-Jährige persönliche Fehler ein und bittet um Entschuldigung - nicht nur wegen der unfreiwilligen Weitergabe von Milliarden Nutzerdaten an die dubiose Politikberatungsfirma Cambridge Analytica, sondern auch für mehrere andere Fehler und Pannen.

"Wir haben nicht verstanden, wie weit unsere Verantwortung reicht, und das war ein großer Fehler", heißt es in Zuckerbergs Erklärung, die der Wirtschaftsausschuss des Repräsentantenhauses am Montagabend veröffentlichte. "Es war mein Fehler, und es tut mir leid. Ich habe Facebook gegründet, ich führe es, und ich bin dafür verantwortlich, was dort passiert."

Ende März war bekannt geworden, dass sich ein Drittanbieter einer Facebook-App Zugriff auf die persönlichen Daten von 50 Millionen Nutzern des Netzwerks verschafft und diese an Cambridge Analytica weiterverkauft hatte. Mittlerweile ist sogar von 87 Millionen Betroffenen die Rede, darunter 300 000 in Deutschland.

Cambridge Analytica brüstete sich damit, weltweit Politiker beraten und Wahlen in deren Sinne beeinflusst zu haben, auch über Facebook. Auch bei der US-Wahl hatte die Firma ihre Hände im Spiel. Unabhängig davon sollen russische Firmen vor zwei Jahren mit Falschmeldungen und gezielten Anzeigen bei Facebook Stimmung für den damaligen Kandidaten und heutigen Präsidenten Donald Trump gemacht haben.

Facebook CEO Mark Zuckerberg holds a mobile phone while speaking with Senator Bill Nelson in Washington

Zuckerberg mit Senator Bill Nelson

(Foto: REUTERS)

Zuckerberg hatte viele Fehler zunächst bestritten und dann eher halbherzig Versäumnisse eingeräumt. Damit brachte er nicht nur zahlreiche Nutzer, sondern auch Politiker in aller Welt gegen sich auf. Erst in den vergangenen Tagen und nach immer lauter werdenden Rücktrittsforderungen änderte der Firmengründer seine Strategie.

Es sei nun klar, dass man nicht genug getan habe, um zu verhindern, dass die eigene Plattform für Propaganda zweckentfremdet und missbraucht wird, heißt es in der Eingangserklärung, die Zuckerberg an diesem Dienstag zunächst vor einem Ausschuss des Senats vortragen will. "Das gilt für Falschmeldungen, die ausländische Einmischung in Wahlen und Hasskommentare, aber auch für die Rolle von Programmentwicklern und des Datenschutzes", so Zuckerberg laut Redetext. Facebook werde alle notwendigen Veränderungen in die Wege leiten, die vollständigen Umsetzung der Maßnahmen werde allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen.

Das Netzwerk begann am Montag damit, alle Mitglieder zu informieren, die von der Datenweitergabe an Cambridge Analytica betroffen sind. Ob Facebook fahrlässig mit den Daten der Nutzer umgegangen ist, wird derzeit weltweit von Behörden untersucht, unter anderem von der US-Handelskommission.

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