Facebook-Managerin Sandberg:"Nehmt euer ganzes Ich mit zur Arbeit"

Facebook-Managerin Sandberg: Facebook-Managerin Sheryl Sandberg im Januar in Paris

Facebook-Managerin Sheryl Sandberg im Januar in Paris

(Foto: AFP)

Die Facebook-Managerin Sheryl Sandberg hat neben der Krise um den Missbrauch von Nutzerdaten auch noch eine persönliche Krise zu bewältigen. Sie ist davon überzeugt, dass Gefühle am Arbeitsplatz bei beidem helfen können.

Von Andrea Rexer

Facebook-Managerin Sheryl Sandberg kämpft gleich an zwei Seiten mit Krisen: Auf der einen Seite ist da die tiefste Krise ihres Unternehmens, seit der Missbrauch von Nutzerdaten bekannt wurde. Auf der anderen Seite steht eine persönliche Krise: Vor drei Jahren starb ihr Ehemann. Im Gespräch mit dem SZ-Frauenwirtschaftsmagazin PLAN W sprach sie sowohl über ihren Umgang mit Kritik an Facebook, als auch darüber, wie sehr sie der Verlust ihres Mannes verändert hat.

"Ich bin komplett anders", sagte sie über ihr persönliches Schicksal. "Ich bin viel trauriger, aber auch viel dankbarer." Auch drei Jahre nach dem Tod ihres Mannes breche sie immer noch plötzlich in Tränen aus, die Traurigkeit sei ein ständiger Begleiter. Andererseits fühle sie sich stärker, weil sie da durchgegangen sei. "Als Dave noch da war, dachte ich bei jedem Geburtstag, oje, ich werde alt. Jetzt wache ich auf und denke: Ich hab's geschafft, ich werde 49. Es ist das Alter, das Dave nie erreicht hat."

Sandberg plädiert dafür, Gefühle am Arbeitsplatz zuzulassen. "Nehmt euer ganzes Ich mit zur Arbeit", rät sie. "Es läuft ja nicht so, dass wir Menschen arbeiten und dann zu Hause fühlen. Wir arbeiten und fühlen zugleich." Die Bereitschaft, über Emotionen zu sprechen, "macht uns zu besseren Managern und Kollegen." Unternehmen, die es ihren Mitarbeitern erlauben, Fehler einzugestehen und aus Scheitern zu lernen, seien erfolgreicher.

"Jede Technologie kann mit guten oder mit schlechten Absichten benutzt werden"

In der Datenaffäre hat sich Facebook-Geschäftsführerin Sandberg bislang sehr zurückgehalten. "Wir übernehmen die volle Verantwortung für das, was auf unserer Plattform passiert", sagte sie im Interview. Zum Vorwurf, dass Facebook Wahlmanipulation ermögliche, sagte sie: "Jede Technologie, die jemals entwickelt wurde, kann mit guten oder mit schlechten Absichten benutzt werden." Facebook bemühe sich, das Gute zu maximieren und das Schlechte zu minimieren.

"Bei den letzten Wahlen in den USA sind Dinge auf unserer Plattform passiert, die nicht hätten passieren dürfen. Wir nehmen das sehr ernst und investieren inzwischen sehr viel, um in diesem Bereich besser zu werden." Sandberg räumte ein, dass Facebook zunächst das Problem gar nicht richtig verstanden habe. "Aber wir reagieren entschieden darauf", so die Managerin. Das Gespräch wurde bereits Anfang März geführt, kurz bevor Details über das Datenleak bekannt wurden.

Das Magazin PLAN W erscheint vierteljährlich und liegt diesen Samstag der Süddeutschen Zeitung bei. Die aktuelle Ausgabe beschäftigt sich mit dem Themenschwerpunkt Emotionen. Hören Sie Auszüge aus dem Sandberg-Interview auch in unserem Podcast. Zudem können Sie hier unseren wöchentlichen PLANW-Newsletter abonnieren.

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