EZB:Europas Antwort

Bis 2020 plant auch die Europäische Zentralbank einen eigenen Referenzzinssatz. Banken können dazu nun Vorschläge machen.

Von Markus Zydra

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf den Manipulationsskandal bei den Referenzzinssätzen Euribor und Libor reagiert. Die Notenbank entwickelt Pläne für einen eigenen Geldmarkt-Referenzzins. Banken und andere Finanzdienstleister haben bis 12. Januar Zeit, ihre Vorschläge und Ideen bei der Notenbank vorzutragen. Der neue Geldmarkt-Referenzsatz soll andere Richtgrößen ergänzen und vollständig auf von Banken gemeldeten Transaktionen in Euro beruhen. Die EZB will den unbesicherten Übernachtzinssatz, im Fachjargon wird dieser "Unsecured Overnight Interest Rate" genannt, bis 2020 bereitstellen. Die Frankfurter Währungshüter folgen damit den Initiativen der Bank of England und der US-Notenbank Federal Reserve. Die amerikanischen Notenbanker planen die Einführung des Repo-Finanzierungssatzes "Broad Treasury Repo Financing Rate" (BTFR). Dieser Satz soll ab dem ersten Halbjahr 2018 täglich veröffentlicht werden. Hier handelt es sich - anders als beim Libor - um einen Zinssatz, der auf einem besicherten Kredit basiert. Dadurch wird das Ausfallrisiko reduziert. Auch Japan und die Schweiz sind dabei, den Libor zu ersetzen. Der Libor bildete früher das Preisgerüst für Kredit-, Spar- und Hypothekenzinsen. Die Finanzkrise hat alles verändert. Zum einen ist das Vertrauen in den Libor seither dahin. Zum anderen ist der Geldmarkt in Europa bis zum heutigen Tag weitgehend ausgetrocknet. Banken leihen sich untereinander im Vergleich zu früher kaum noch etwas, weil sie auf das Geld bei der EZB einen Strafzins bezahlen müssen. Dieser Negativzins liegt bei 0,4 Prozent. Hintergrund: Banken unterhalten bei der EZB eine Art Girokonto, dem alle Finanzmittel gutgeschrieben werden. Auf diese Beträge gab es früher Zinsen - nun kostet es die Banken etwas. Die EZB möchte die Institute mit dem Strafzins dazu drängen, möglichst viele Kredite an die Wirtschaft zu vergeben.

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