EZB:Der Kurswechsel

Die Europäische Zentralbank kauft ab 2018 am Finanzmarkt weniger Anleihen. Doch die Nullzinspolitik geht noch lange weiter - eine schlechte Nachricht für viele Sparer.

Von Markus Zydra, Frankfurt

EZB

Mit Blick auf den Main telefoniert es sich gleich viel besser. Aber leider war der Anruf vielleicht nicht abhörsicher.

(Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Die Europäische Zentralbank (EZB) reduziert ab 2018 ihren Ankauf von Staats- und Unternehmensanleihen. Sie strafft damit erstmals seit Ausbruch der Finanzkrise vor zehn Jahren ihre Geldpolitik. Allerdings wollte sich die Mehrheit im EZB-Rat nicht auf ein verbindliches Schlussdatum für das billionenschwere Anleihenkaufprogramm einigen. "Eine große Mehrheit der Ratsmitglieder war dafür, das Ende offenzuhalten", sagte EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag. Im Gremium habe es einen Dissens darüber gegeben, ob ein Enddatum festgelegt werden sollte. Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat der Entscheidung, das Programm bis 2018 zu verlängern, dem Vernehmen nach aus diesem Grund nicht zugestimmt. Weidmann hätte sich ein klares Signal für ein Ende der in Deutschland umstrittenen Maßnahme gewünscht.

Die EZB wird von Januar 2018 an bis mindestens September 2018 jeden Monat 30 Milliarden Euro in den Anleihemarkt investieren. Bislang liegt das monatliche Volumen bei 60 Milliarden Euro. Dieses Programm läuft im Dezember aus und wird nun mit halbiertem Umfang fortgesetzt. "Wir sind noch nicht am Ziel", sagte Draghi als Begründung für die Verlängerung der Ankäufe, die sich bis September 2018 auf insgesamt 2,6 Billionen Euro summiert haben werden. Das Wachstum ziehe zwar an, so Draghi, doch brauche die Wirtschaft der Euro-Zone immer noch die Unterstützung einer lockeren Geldpolitik.

"Die EZB hat die Praxis 'Rezept verlängern und Dosis reduzieren' gewählt", sagt Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der DZ Bank. Mit zusätzlich 270 Milliarden Euro habe Draghi eine "ordentliche Schippe" draufgelegt. Ifo-Präsident Clemens Fuest sagte: "Das ist ein Schritt in die richtige Richtung hin auf eine Normalisierung." Der Abbau der Kaufvolumina müsse jedoch schneller erfolgen. Schließlich bleibe die Geldpolitik durch die niedrigen Zinsen ohnehin expansiv.

Die EZB hält den Leitzins weiter bei null Prozent, und zwar auch noch eine ganze Zeit lang über das Ende des Anleihenkaufprogramms hinaus, so Draghi. Damit steht ziemlich sicher fest, dass die Nullzinspolitik in der Euro-Zone bis mindestens 2019 fortgesetzt wird. Sparer und Pensionskassen müssen also weiterhin mit empfindlich niedrigen Renditen rechnen. Gleichzeitig dürften die Immobilienfinanzierungen günstig bleiben.

Die lockere Geldpolitik hat die Aktienmärkte in Deutschland und den USA auf neue Höchststände getrieben. Der Dax notiert über 13 000 Punkte. Manche Experten warnen vor einer Preisblase, auch am Immobilienmarkt. In den deutschen Ballungszentren sind die Preise für Wohnungen und Häuser in den vergangenen Jahren um 30 bis 50 Prozent gestiegen.

Die Geldpolitik der EZB bleibt damit lockerer als zu Zeiten der Finanzkrise. Dabei wächst Europas Wirtschaft, in diesem Jahr rechnet man mit über zwei Prozent. Doch die EZB hadert mit der Inflationsrate in der Euro-Zone. Die liegt derzeit bei 1,5 Prozent und soll im nächsten Jahr auf 1,2 Prozent fallen. Das ist gut für Verbraucher, doch die EZB strebt eine Teuerungsrate von nahe zwei Prozent an: Darunter versteht die Notenbank stabile Preise - daran möchte sie sich messen lassen.

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