Europäische Zentralbank:Notenbanker lassen Leitzins unangetastet

Es bleibt bei 0,75 Prozent: Zu diesem Zinssatz können sich Banken Geld bei der Europäischen Zentralbank leihen. Die Euro-Krise und die Wirtschaftsschwäche in einigen Staaten sprächen zwar eigentlich für eine Lockerung der Geldpolitik. Eine weitere Senkung des bereits historisch niedrigen Zinssatzes ist unter Experten aber umstritten.

Die Europäische Zentralbank (EZB) belässt den Leitzins auf seinem Rekordtief von 0,75 Prozent. Das beschlossen die Notenbanker in Ljubljana, wo der EZB-Rat am Donnerstag zusammenkam. Der Zentralbankrat tagt zwei Mal im Jahr außerhalb des EZB-Hauptsitzes in Frankfurt am Main.

Nur wenige Experten hatten zuvor angenommen, dass die EZB den Leitzins noch weiter absenken könnte, um Kredite zu verbilligen und das Wirtschaftswachstum zu fördern. Zwar steckt die Wirtschaft im Euro-Raum weiter in der Rezession, andererseits ist Zentralbankgeld für Banken bereits so günstig wie nie seit Einführung des Euro 1999.

Zuletzt hatte die Notenbank im Mai den sogenannten Hauptrefinanzierungssatz - zu dem sich Geschäftsbanken Geld bei der EZB leihen können - um einen Viertelprozentpunkt auf das derzeitige Tief gesenkt. Auch die anderen beiden Zinssätze der EZB bleiben stabil. Der Spitzenrefinanzierungssatz, zu dem sich Banken Geld kurzfristig bei der Notenbank Geld leihen können, bleibt bei 1,5 Prozent. Der Einlagensatz, zu dem Banken ihr Geld bei der EZB parken können, beträgt weiterhin null Prozent.

Beobachter schließen eine weitere Verbilligung von Zentralbankgeld in den kommenden Monaten nicht aus. Zunächst jedoch werde die Notenbank beobachten, wie ihr jüngst verkündeter Plan wirke, notfalls unbegrenzt Anleihen von Euro-Krisenstaaten wie Spanien und Italien zu kaufen.

Das Anleihenkaufprogramm hatte EZB-Chef Mario Draghi im vergangenen Monat verkündet. Das Programm ist heftig umstritten. Kritiker sehen darin Risiken der Inflation.

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