Eurobike:E-Bike hilft der Fahrradindustrie

Die Messe Eurobike ist die wichtigste ihrer Branche. Zuletzt schien sie nur ein Thema zu kennen: das E-Bike.

Hans von der Hagen

Wer Anfang September über die Eurobike lief, kam ins Staunen. Eine der wichtigsten Messen der Branche schien nur ein Thema zu kennen: das E-Bike. Da es bei herkömmlichen Fahrrädern gerade wenig Neues zu erzählen gibt, scheint die Branche dankbar zu sein, dass sie wenigstens bei den E-Bikes Spannendes präsentieren kann: Kleinere und dennoch stärkere Motoren, leistungsfähigere Akkus und manchmal sogar etwas elegantere Designs.

Das Interesse am E-Bike spiegelt sich auch in den Verkäufen wider: Während der Absatz von Fahrrädern insgesamt zurückgeht, rechnet der Zweirad-Industrie-Verband in diesem Jahr bei den E-Bikes mit einem Zuwachs von zwölf Prozent auf dann etwa 680 000 verkaufte Räder. Die E-Bikes öffnen auch ganz neue Möglichkeiten für Unternehmen, die früher nicht mit Fahrrädern in Verbindung gebracht wurden. Bosch und Brose etwa trumpfen nun im Geschäft mit Motoren auf.

Machten bisher Elektroräder vor allem der älteren Generation wieder Lust aufs Radfahren, merken mittlerweile auch die Mountainbiker, dass Touren mit Motor weniger anstrengend sind. E-Mountainbikes machen bereits 15 Prozent aller Elektrofahrräder aus. Selbst Radproduzenten steigen nun in den Markt ein, die das E-Bike bislang eher mit Verachtung straften. Nur die schnellen E-Bikes bis 45 km/h, eigentlich gut für Pendler außerhalb der Städte geeignet, können sich bisher nicht durchsetzen. Das liegt vor allem an der straffen Regulierung durch den Gesetzgeber: Auf dem Radweg sind sie nicht erlaubt, auf der Straße werden sie weggehupt - ihr Anteil an den Elektrorädern liegt bei gerade einem Prozent.

Die Industrie lässt sich das große Interesse an den Elektrorädern gut bezahlen. Im Durchschnitt gaben Kunden im vergangenen Jahr gut 3000 Euro für Urbanbikes aus, heißt in einer Studie von E-Bike-Finder.com - und 3900 Euro für E-Mountainbikes. Gerade im Mountainbike-Bereich erreichen die Preise aber oft auch schon das Niveau günstiger Neuwagen. Hinzu kommen die bei E-Bikes höheren Folgekosten - etwa für den aufwendigeren Service in den Werkstätten oder für den Nachkauf von Akkus.

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