Euro und Briefmarken:DM-Werte ab Juli 2002 ungültig

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Umtausch zumindest bis Juli 2003 möglich / Sammler in Aufruhr

Michael Burzan

(SZ v. 13.12.2001) - Bislang sind alle Briefmarken-Ausgaben der Bundesrepublik Deutschland ab 1969 noch frankaturgültig; so können heute rund 1600 verschiedene Werte für Portozwecke gebraucht werden.

Doch das Ende der postalischen Verwendung von Postwertzeichen in DM-Währung ist bereits datiert - auf den 30. Juni 2002. Nicht betroffen von der Ungültigkeit sind lediglich jene Stücke, auf denen die Wertangabe in DM plus in Euro/Cent oder in Euro/Cent alleine gedruckt ist; Premiere für die Ausgaben ersterer Art war am 12. Mai 2000. Erste deutsche Neuerscheinungen ausschließlich in Euro kommen ab 10. Januar 2002 in Umlauf, darunter eine verspätete Sondermarke zur Euro-Einführung.

Ein Umtausch von ungültig werdenden Briefmarken gegen Euro-Werte soll nach dem 30. Juni 2002 bis zu 50 DM für drei Monate an jedem Postschalter zugelassen werden. Für weiteren Bedarf entsteht eine Bearbeitungsstelle in Frankfurt/Main. Gebühren fallen nicht an; zurückgegebene Marken werden vernichtet. Die Dauer der Umtauschaktion ist derzeit noch offen; geplant ist eine Frist bis mindestens Ende Juni 2003.

Der Bundesverband des deutschen Briefmarkenhandels APHV engagiert sich allerdings seit längerem für eine Frist bis Ende 2003; die Post hat bereits Kulanz signalisiert. Dass die Branche interveniert, ist naheliegend: Viele Briefmarkensammler sind verunsichert, und die Dispositionen der kommenden Monate werden weitreichende Folgen für den Markt haben. Dabei geht es einerseits um mehr als drei Jahrzehnte deutscher Markengeschichte. Andererseits stehen wichtige Entscheidungen an: Soll man ungebrauchte Werte behalten, verbrauchen oder umtauschen?

Der Briefmarkensammler-Verband BDPh stellte in den vergangenen Monaten auf seinen Internetseiten (www.bdph.de) die Frage: "Ändert sich Ihr Sammelverhalten aus Anlass der Umstellung von der DM auf den Euro?" Etwa zwei Drittel der Teilnehmer antworteten mit "ja", rund 30 Prozent mit "nein", wenige haben sich noch nicht entschieden. Bei einer weiteren Abstimmung darüber, was sie mit ungültig werdenden überzähligen Briefmarken machen, bevorzugte etwa die Hälfte der Sammler die Verwendung zur Frankatur. Mehr als ein Drittel will sie lieber behalten, runde zehn Prozent wollen sie gegen Euro-Werte umtauschen.

An einen Verkauf denkt dagegen nur eine kleine Minderheit. Dennoch drücken aufgelöste Sammlungen wie auch Bestände des Briefmarkenhandels auf den Markt, der seine Reserven auf ein Minimum reduziert. Derzeit kann man etliche Ausgaben der frühen Siebziger, die noch vor einiger Zeit für ein Vielfaches ihres Postpreises gehandelt wurden, zu Dumpingpreisen erhalten. Gültige Reste und Sammlungen ab 1969 bringen beim Verkauf zwischen 70 und 85 Prozent des Postpreises, Zuschläge bleiben unberücksichtigt. Im voraus bezahlt wurde damit zudem eine Serviceleistung, deren Gegenwert mittlerweile nur noch gut ein Viertel beträgt - das einfache Briefporto ist seit 1969 von 30 Pfennig auf 1,10 DM gestiegen.

Erwartungen gedämpft

Doch die Bereinigung des Marktes hat auch ihre guten Seiten: Die Bestände verfügbarer Briefmarken werden auf einen Mindestbedarf reduziert. Ob dann für eine spätere Nachfrage ausreichende Mengen vorhanden sind, muss die Zukunft zeigen. Klar erscheint jedoch, dass es für Sammler an der Zeit ist, sich von einigen Illusionen der Vergangenheit zu verabschieden. Zurücknehmen sollte man die Erwartung, dass mit dem Zusammentragen von Briefmarken-Neuheiten langfristig Geld zu verdienen sei.

Es gibt zwar immer wieder Trends und Hochphasen für bestimmte Sorten, die sich deutlich über den Postpreis hinaus entwickeln. Aber in der Masse gehen die meisten früher oder später wieder unter. Bei weitem nicht immer erweist sich die beliebte Sammler-Devise "lll - lange liegen lassen" als finanziell erfolgreich.

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