Euro-Krisenfonds:Zweite Runde für Regling

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Der deutsche Chef des Euro-Krisenfonds ESM steht vor einer weiteren Amtszeit. Im Auftrag der Euro-Staaten hatte er Griechenland viel Geld geliehen.

Von Alexander Mühlauer, Brüssel

Vor zwei Wochen hatte Eurogruppen-Präsident Jeroen Dijsselbloem den Finanzministern der Währungsunion eine Frist gesetzt. Bis Freitagnacht hätten sie Zeit gehabt, einen Kandidaten vorzuschlagen. Wie aus EU-Kreisen am Wochenende verlautete, hat sich aber niemand gemeldet. Es gebe auch kein Land, das um eine Fristverlängerung gebeten habe. Damit ist der Weg für Klaus Regling frei. Der Chef des Euro-Krisenfonds ESM darf wohl weitermachen. Wenn alles klappt, dürften sich die Euro-Finanzminister bei ihrem nächsten Treffen am 20. Februar in Brüssel für eine zweite Amtszeit des Deutschen aussprechen.

Regling hatte bei der vergangenen Sitzung der Eurogruppe erklärt, dass er für ein weiteres Mandat zur Verfügung stehe. Dieses Bekenntnis hatten die meisten zwar erwartet, aber dennoch kam es überraschend früh. Denn Reglings Vertrag läuft erst im Oktober aus. So lange wollten aber weder Dijsselbloem noch Regling selbst warten. Auch die Bundesregierung war daran interessiert, möglichst schnell Klarheit über diese Top-Personalie zu haben.

Aus Berliner Sicht gab es nämlich noch eines zu bedenken: In diesem Jahr läuft nicht nur Reglings Vertrag aus, sondern im Dezember auch jener von Werner Hoyer, dem Präsidenten der Europäischen Investitionsbank (EIB). Auch er will weitermachen. Für die Bundesregierung stellte sich die Frage, ob sie glaubt, dass die Verträge von Regling und Hoyer verlängert werden könnten. Also, ob die anderen Länder dazu bereit sind, beide europäischen Top-Jobs in den Händen von zwei Deutschen zu lassen. Dem Vernehmen nach ist man in Berlin davon überzeugt, denn neben einem erfahrenen ESM-Chef braucht die EU auch einen durchsetzungsstarken EIB-Präsidenten, der die Interessen der europäischen Bank in den bevorstehenden Brexit-Verhandlungen mit Großbritannien wahrt. Die Briten haben ein Interesse daran, EIB-Mitglied zu bleiben, weil sie von den Finanzierungen der Bank stark profitieren. Überhaupt soll die EIB in den nächsten Jahren weiter gestärkt werden - sei es bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise oder in der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik.

Auch die Rolle des ESM dürfte noch mehr an Gewicht gewinnen. Regling steht nun seit 2012 an der Spitze des Fonds. Im Auftrag der Euro-Staaten hat der Ökonom dem krisengeplagten Griechenland mehr Geld geliehen als irgendjemand sonst: 173,5 Milliarden Euro. Und damit ist noch lange kein Ende erreicht. In den nächsten Jahren wird sich die Frage stellen, ob der ESM nicht zu einer Art Europäischer Währungsfonds ausgebaut werden soll. Dafür ist ein Chef vonnöten, der die unterschiedlichen Interessen der Euro-Staaten ausbalancieren kann. Aus Sicht der Finanzminister ist Klaus Regling dafür der richtige Mann.

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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