EU-Kommission:Mehr Geld für KI

Die EU-Kommission will, dass Europas Forschung aufholt. Länder in Asien und die USA investieren viele Milliarden mehr in künstliche Intelligenz. Eine neue Online-Plattform soll vor allem kleinen und mittleren Unternehmen KI-Lösungen näherbringen.

Von Thomas Kirchner, Brüssel

Europa soll aufholen bei der künstlichen Intelligenz (KI). Die EU-Kommission wird am Mittwoch eine Initiative präsentieren, die die Union auf Augenhöhe mit Asien und den weit in Führung liegenden Vereinigten Staaten bringen soll. Der Entwurf, der der Süddeutschen Zeitung vorliegt, sieht stärkere Investitionen und eine bessere Vernetzung der europäischen Anstrengungen vor, geht aber auch auf ethische Aspekte ein. Besonders wichtig sei es, der Industrie mehr Datenmaterial zur Verfügung zu stellen.

KI sei unumstritten eine zentrale Zukunftstechnologie, erklärt die Kommission, und schon jetzt einer der größten Wachstumstreiber. Gemäß Schätzungen werde sich der ökonomische Wert der Automatisierung bis 2015 auf sechs bis zwölf Billionen Dollar belaufen. KI werde die Produktivität auf allen Ebenen beträchtlich steigern und könne dazu beitragen, dass europäische Unternehmen wieder mehr in der EU produzieren.

Besorgt schaut die Kommission auf ehrgeizige KI-Pläne und -Förderprogramme in den USA, Japan oder China. Auch beim externen Investment in KI bleibe die EU weit zurück. 2016 habe es in der EU bei drei bis vier Milliarden Dollar gelegen, in Asien bei acht bis zwölf und in den USA bei 15 bis 23 Milliarden. Die EU habe eine starke Industrie und eine gute Position bei Robotik und Weltraumtechnik, eine lebendige akademische Szene, interessante Start-ups im KI-Bereich und sei dabei, einen digitalen Binnenmarkt zu schaffen. "Es sind alle Ingredienzen vorhanden, damit Europa einer der Anführer der KI-Revolution werden kann." Doch setzten viel zu wenige Unternehmen digitale Technologie ein. Bis 2020 will die Kommission die Forschung daher mit 900 Millionen Euro fördern, bis 2020 mehr als eine Milliarde in Entwicklung und Einsatz von KI investieren. Auch sollen an mehreren Standorten spezielle Forschungszentren entstehen und vernetzt werden. Eine Online-Plattform soll vor allem kleinen und mittleren Unternehmen KI-Lösungen näherbringen. Zudem will die Kommission den Zugang der Industrie zum Rohstoff für KI erleichtern, also zu öffentlichen und privaten Daten.

Parallel müssten Bildung und Ausbildung den neuen Anforderungen angepasst werden, schreibt die Kommission. Und nicht zuletzt brauche die KI auch einen "angemessenen ethischen und rechtlichen Rahmen", schließlich gingen mit ihr auch Risiken einher, etwa hinsichtlich Sicherheit, Verlässlichkeit oder möglicher Diskriminierung. Auch Sorgen wegen Fake News, die die öffentliche Meinung und sogar Wahlen beeinflussen könnten, müssten berücksichtigt werden. Hier will die EU ihr hoch entwickeltes Datenschutzrecht zum Einsatz bringen.

Bis Ende des Jahres soll eine Expertengruppe erste ethische Richtlinien für KI entwickeln.

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