Etihad neuer Investor bei Air Berlin:Arabische Airline wird Großaktionär

Vor drei Jahren ist das Geschäft kurz vor der Unterschrift geplatzt, diesmal hat es geklappt: Die Fluggesellschaft Etihad aus Abu Dhabi steigt als größter Einzelaktionär bei Air Berlin ein. Für andere deutsche Fluglinien wie die Lufthansa ist das ein Ärgernis. Und auch die Finanzaufsicht mischt sich ein.

Lange hat die angeschlagene Fluggesellschaft Air Berlin nach einem finanzstarken Partner gesucht, nun hat sie ihn gefunden: Die arabische Airline Etihad aus Abu Dhabi wird ihre Anteile an der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft von derzeit 2,99 Prozent auf 29,21 Prozent erhöhen, teilte Air Berlin am Montag in London mit. Beide Unternehmen hätten eine umfassende strategische Zusammenarbeit vereinbart.

Air Berlin erhaelt neuen Grossaktionaer

Die Fluglinie Etihad aus Abu Dhabi erhöht ihren Anteil an der deutschen Nummer zwei, Air Berlin, auf 29,21 Prozent. Bisher hatten die Araber knapp drei Prozent gehalten.

(Foto: dapd)

Damit wird Etihad größter Einzelaktionär der angeschlagenen Fluglinie. Weiter soll der Anteil in den kommenden zwei Jahren nicht steigen. Beide Gesellschaften wollen auch im eigentlichen Geschäft zusammenarbeiten. Die Kooperation soll im kommenden Jahr Einsparmöglichkeiten von 35 bis 40 Millionen Euro mit sich bringen.

Insgesamt soll Etihad demnach rund 31,6 Millionen neuer Aktien zu einem Preis von 2,31 pro Stück zeichnen. Damit wird die arabische Fluggesellschaft größter Einzelaktionär der Berliner. Air Berlin fließen rund 73 Millionen Euro zu. Außerdem hätten sich die Araber dazu verpflichtet, die Anteile mindestens zwei Jahre zu halten und keine weiteren Anteile zu erwerben, hieß es.

Diesen Vorgang wird die Finanzaufsicht BaFin nun untersuchen. "Wir schauen uns das an", sagte eine Sprecherin der Bonner Behörde. Für eine formelle Prüfung sei es zu früh. Insidern zufolge geht es unter anderem um die Frage, ob die Araber mit einem Dementi vor zwei Wochen die Kapitalmärkte in die Irre geführt haben könnten. Ein Etihad-Sprecher hatte damals einen Medienbericht über einen kurz bevorstehenden Einstieg per Email kommentiert: "Der ganze Bericht ist fehlerhaft."

Bis Frühjahr 2012 solle Air Berlin Mitglied des Luftfahrtbündnisses Oneworld werden, meldete die Fluggesellschaft. Andere deutsche Fluglinien wie die Lufthansa hatten in den vergangenen Jahren verhindern wollen, dass arabische Gesellschaften wie Emirates, Qatar Airways und Etihad mehr Verkehrsrechte bekommen. Sie befürchten, dass ihnen dadurch das Langstreckengeschäft von Deutschland in die arabischen Länder abgegraben wird.

600 Millionen Euro Schulden

Die wirtschaftliche Lage von Air Berlin hatte sich in den vergangenen Monaten immer weiter verschlechtert: Die Fluggesellschaft hatte in den Jahren 2008 bis 2010 bereits Verluste ausgewiesen, seit Beginn des Jahres drückte zusätzlich die Luftverkehrsabgabe auf das Ergebnis. Bis Ende September 2011 betrug der operative Verlust schon 123 Millionen Euro, insgesamt hat Air Berlin Schulden in Höhe von 600 Millionen Euro angehäuft.

Etihad, die nationale Fluggesellschaft Abu Dhabis, stand 2008 schon einmal kurz vor dem Einstieg bei Air Berlin. Damals platzte das Geschäft aber kurz vor der endgültigen Einigung. Etihad selbst wurde erst 2003 gegründet und ist seither, finanziert vom Emirat Abu Dhabi, auf einem steilen Expansionskurs. Die Airline macht aber immer noch Verluste in Milliardenhöhe.

Gespräche mit Etihad als möglichem neuen Investor hat Hartmut Mehdorn, 69, seit September Unternehmenschef der Flugggesellschaft, im November aufgenommen. Der vorherige Air-Berlin-Chef und Firmengründer Joachim Hunold hatte sich bis dahin immer gegen einen Verkauf gewehrt.

Die Air-Berlin-Aktie befindet sich bislang überwiegend im Streubesitz. Zu den größten Aktionären gehören die ESAS Holding, die im Besitz der Sabanci-Familie ist, mit gut 16 Prozent und der Investor Hans-Joachim Knieps mit mehr als sieben Prozent.

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