Airbus-Flugzeug:"A380" vor dem Aus

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Dem Airbus A380 droht das Ende. Die Auslieferung des A350 verzögert sich.

(Foto: Eric Feferberg/AFP)

Vom größten Passagierflugzeug der Welt erhoffte sich Airbus einst riesige Geschäfte. Doch weil Bestellungen ausbleiben, erwägt Airbus das Aus für den Langstreckenjet A380. Weil sich auch die A350-Auslieferung verzögert, bricht der Aktienkurs ein.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Der europäische Flugzeughersteller Airbus hat zum ersten Mal angedeutet, dass die Produktion des A380 eingestellt werden könnte. Finanzchef Harald Wilhelm sagte vor Investoren in London, das größte Passagierflugzeug der Welt müsse entweder mit neuen Triebwerken ausgestattet oder eingestellt werden. Von 2018 an sei die Produktion nicht mehr profitabel. Die Aktie des Luftfahrtkonzerns gab unter anderem deswegen zeitweise mehr als zehn Prozent nach.

"Ob wir die A380 modernisieren oder nicht, werden wir von wirtschaftlichen Gesichtspunkten abhängig machen und nicht zulassen, dass das unseren Gewinn belastet", sagte Konzernchef Thomas Enders bei der Veranstaltung in London. Der A380 wurde 2007 erstmals ausgeliefert, hat aber bislang nicht die Erwartungen des Herstellers erfüllt. Airbus kommt auf nur 318 Bestellungen, das ist rund ein Viertel des einst - allerdings für 20 Jahre - prognostizierten Bedarfs. Airbus hat deutlich mehr als 20 Milliarden Euro in das Projekt gesteckt und wird voraussichtlich erst in einigen Jahrzehnten unter dem Strich Geld mit dem Flugzeug verdienen.

Trotz großer Anstrengungen ist zuletzt die Hoffnung auf höhere Nachfrage geschwunden. Airbus ist, was den A380 angeht, von einem einzigen Kunden abhängig. Emirates Airline aus Dubai hat 140 Maschinen bestellt, 53 davon sind bis dato ausgeliefert. Die jüngste A380-Krise wurde erst vor einem guten Jahr gelöst. Damals erhöhte Emirates ihre Bestellung von 90 auf 140 Flugzeuge und befreite Airbus von der unmittelbaren Sorge, die Produktion der nächsten Jahre nicht mehr loszuwerden.

Was den Rest der Branche angeht, so arbeiten wichtige Trends im Grundsatz gegen das Riesen-Flugzeug. Die Maschine wurde in den 1990er Jahren konzipiert und im Jahr 2000 offiziell gestartet, sie ist daher technologisch eine Generation hinter Maschinen wie der Boeing 787 und des Airbus A350 zurück, die derzeit auf den Markt kommen. Die neuen und deutlich kleineren Langstreckenmaschinen kommen mit nur zwei Triebwerken auf annähernd die gleichen Stückkosten, die bisher nur der A380 über die schiere Menge an Sitzen erreichen konnte. Der A380 hat vier Triebwerke und hat dadurch einen Kostennachteil, unter anderem bei der Wartung. Weil die kleineren Jets mittlerweile so gut sind, gibt kaum mehr einen wirtschaftlichen Anreiz, Maschinen dieser Größe einzusetzen. Im Gegenteil: Die Zahl der Strecken, auf der ein A380 voll wird, ohne dass dabei zu viel mit günstigen Preisen nachgeholfen werden muss, ist derzeit überschaubar.

Airbus argumentiert, dass das stetige Wachstum im Weltluftverkehr - die International Air Transport Association (IATA) prognostiziert sieben Prozent für 2015 - zwangsläufig dazu führen wird, dass Airlines mehr A380 bestellen werden. Selbst wenn dies zutrifft, muss Airbus einen Weg finden, die Zeit zu überbrücken, bis der Markt anzieht. Viele Fluggesellschaften scheuen indes das Risiko, so viele Sitze füllen zu müssen.

Airbus geht laut Wilhelm davon aus, dass das A380-Programm in den Jahren 2015, 2016 und 2017 die reinen Produktionskosten hereinholen und damit einen kleinen Gewinn erwirtschaften wird. Dabei sind aber nicht die Milliarden an Forschungs- und Entwicklungskosten berücksichtigt, die Airbus in das Projekt gesteckt hat. Laut Wilhelm werden die Umsätze aus den A380-Auslieferungen aber 2018 nach heutigen Stand nicht einmal mehr die Produktionskosten hereinholen.

Emirates-Airline-Chef Tim Clark fordert seit nunmehr zwei Jahren, Airbus solle den A380 mit neuen Triebwerken ausstatten, um das Flugzeug wettbewerbsfähiger zu machen. Doch Airbus zögert, zusätzliches Geld in das Programm zu stecken. Zwei der drei großen Triebwerkshersteller - General Electric und Pratt & Whitney - haben bereits abgewinkt und wollen für den A380 keine neuen Motoren entwickeln. Nur Rolls-Royce scheint interessiert zu sein. Die Idee mit den neuen Triebwerken, die im Kurzstreckenbereich bei der Boeing 737 und beim Airbus A320 von den Airlines sehr gut angenommen worden ist, hat beim A380 bislang außer Emirates keine Fluggesellschaft aufgegriffen. Dennoch drängt nun die Zeit - selbst scheinbar unkomplizierte Änderungen wie ein neuer Motor benötigen im Flugzeugbau mehrere Jahre Vorlauf. Und die Investitionen dürften in die Milliarden Euro gehen.

Die unsichere Zukunft des A380 ist nicht der einzige Grund zur Sorge bei Airbus: Erstkunde Qatar Airways kündigte am Mittwoch - also nur drei Tage vor der geplanten Auslieferung - an, den ersten A350 nicht wie geplant abzunehmen. Die Hintergründe für die Entscheidung sind unklar. Unternehmenskreisen zufolge ist Airbus jedoch von der Entscheidung überrascht worden.

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