Erneuerbare Energien:Vorbild Brandenburg

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Bei der Erzeugung erneuerbarer Energie liegt Brandenburg einer Studie zufolge ganz vorne. Doch auch der Spitzenreiter offeriert Schwächen.

Steffen Uhlmann

Brandenburg liegt bei der Nutzung und Förderung klimafreundlicher Energien bundesweit an der Spitze. Das geht aus einer vergleichenden Studie hervor, die die Agentur für Erneuerbare Energien bei zwei Wirtschafts- und Forschungsinstituten in Auftrag gegeben hatte.

Windräder bei Frankfurt an der Oder: Bis 2020 sollen in Brandenburg 20 Prozent des Primärenergieverbrauchs durch Wind- und Solarenergie, Biomasse, Wasserkraft oder durch Geothermie gedeckt werden. (Foto: Foto: dpa)

Neben dem ostdeutschen Bundesland werden von den Wissenschaftlern des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und des Zentrums für Sonnenenergie und Wasserstoff-Forschung (ZSW) auch Baden- Württemberg, Bayern, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt positiv hervorgehoben.

Am schlechtesten schnitten im Bundesvergleich das Saarland, Berlin sowie Hessen ab. Brandenburg erhielt für seine Gesamtleistung den von der Agentur ausgelobten "Leitstern 2008". In Teildisziplinen holten Baden-Württemberg für seine Erfolge mit erneuerbarer Wärme den Leitstern, Schleswig-Holstein erhielt ihn für seine vorbildliche Standortpolitik.

Für das Gesamtranking hatten die Autoren 49 Indikatoren aufgestellt, die die Anstrengungen, Ziele und Maßnahmen der Bundesländer in Sachen erneuerbare Energien genauso bewerteten wie die erreichten Ergebnisse in den einzelnen Ländern. Dabei wurden auch Programme zur Förderung klimafreundlicher Energien, aktive Forschung zum Thema oder die branchenspezifische Ansiedlungspolitik der Länder berücksichtigt.

Bayern: Noch Schwächen bei der Windkraft

Bewertet wurden schließlich auch die direkten Effekte, die die Länder aus der unmittelbaren Nutzung von Wasserkraft, Brennholz, Solarwärme, Photovoltaik oder Windenergie ziehen. Dabei belegte Bayern Platz eins.

Für die Agentur dennoch kein Grund den Freistaat mit einem Leitstern zu bedenken. Bayern, so die Autoren, liege vor allem durch den historisch bedingten hohen Anteil der Wasserkraftnutzung vorn, zeige aber gerade beim Einsatz von Windkraft noch erhebliche Schwächen.

Dass die ostdeutschen Bundesländer (außer Berlin) in der Gesamtwertung besser als die alten Bundesländer abschneiden, führen die Autoren der Studie auf die Erfolge beim technologischen und wirtschaftsstrukturellen Wandel zurück.

Er sei im Osten deutlich stärker ausgeprägt als im Westen. Für Brandenburg kommt noch hinzu, dass die Energieerzeugung traditionell die Stärke des Landes ist. Bis 2020 sollen in dem ostdeutschen Flächenland 20 Prozent des Primärenergieverbrauchs durch Wind- und Solarenergie, Biomasse, Wasserkraft oder durch Geothermie gedeckt werden.

Klimaziele verfehlt

Dass Brandenburg in der Gesamtbewertung führt, kommt für Experten dennoch überraschend. Noch Ende Oktober dieses Jahres hatte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) die Energiestrategie der Potsdamer Landesregierung scharf kritisiert.

Das Land setze neben dem geplanten Ausbau regenerativer Energien weiterhin auf den Abbau und die Verstromung der in der Lausitz anfallenden Braunkohle, erklärte Axel Kruschat, Geschäftsführer des BUND Brandenburg.

Darum unterstütze die Regierung in Potsdam auch den schwedischen Energiekonzern Vattenfall beim Aufschluss neuer Tagebaue. Für den BUND-Chef ist das eine janusköpfige Energiepolitik, die den nötigen Strukturwandel in Brandenburg nicht konsequent genug vorantreibe - mit verheerenden Folgen für die Klimabilanz.

Schon jetzt habe die Landesregierung ihr aus dem Jahr 1996 stammendes Klimaschutzziel für 2010 verfehlt und nun auf 2020 vertagt. Dabei liege der Ausstoß von Kohlendioxid in Brandenburg, pro Kopf gerechnet, noch doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt.

Alle Bundesländer müssten ihre Anstrengungen in diesem Bereich weiter verstärken, schreiben die Autoren. Ansonsten seien die auf europäischer und nationaler Ebene gesetzten Ziele bis 2020 nicht zu erreichen. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) bei der Preisverleihung die wirtschaftliche Bedeutung der erneuerbaren Energien.

Laut Gabriel betrug der Inlandsumsatz 2007 bereits 25 Milliarden Euro und ihr Anteil am Stromverbrauch etwa 15 Prozent. Mit dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien sei zudem ein Beschäftigungszuwachs verbunden. Mittlerweile, so Gabriel, sind fast 250000 Arbeitsplätze, in diesem Bereich enstanden.

© SZ vom 11.11.2008/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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