Ermittlungsverfahren eröffnet:Großeinsatz gegen Schlecker

Im ganzen Bundesgebiet durchsuchen seit dem Morgen mehr als hundert Polizisten Geschäfts- und Wohnräume im Umfeld des früheren Schlecker-Konzerns: Unter Verdacht stehen Anton Schlecker sowie 13 weitere Personen. Gegen sie wird ein Ermittlungsverfahren wegen Untreue, Insolvenzverschleppung und Bankrotts eingeleitet.

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart nimmt den Gründer der zusammengebrochenen Drogeriemarktkette Anton Schlecker und seine Kinder ins Visier. Die Behörde ermittelt wegen des Verdachts von Bankrott, Untreue und Insolvenzverschleppung bei der Pleite des Unternehmens gegen insgesamt 14 Personen.

Durchsuchungen nach Schlecker-Insolvenz

Das Aus der Drogeriemarktkette ist besiegelt, für Anton Schlecker ist es noch nicht vorbei: Berhörden ermitteln gegen ihn und 13 weitere Personen.

(Foto: dapd)

Ermittler des baden-württembergischen Landeskriminalamts (LKA) durchsuchten am Mittwoch bei Razzien 18 Wohnungen und vier Geschäftsräume in mehreren Bundesländern, wie Staatsanwaltschaft und LKA mitteilten. Im Einsatz seien insgesamt 160 Polizisten und neun Staatsanwälte, sagt das LKA.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft könne Anton Schlecker als Einzelperson in der von ihm gewählten Rechtsform eingetragener Kaufmann (e.K.) nicht wegen einer Insolvenzverschleppung belangt werden. Das gelte aber nicht für die Töchter Ihr Platz GmbH & Co. KG und die Schlecker XL GmbH. Außerdem griffen bei Anton Schlecker - sollte er sich tatsächlich schuldig gemacht haben - die Straftatbestände Bankrott, Untreue oder Betrug, die mit der Verschleppung eines Insolvenzverfahrens zusammenhängen. All diese drei Tatbestände können laut Gesetz mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden.

Ein Sprecher des Insolvenzverwalters erklärte, man sei über die Ermittlungen informiert und unterstütze sie. Unmittelbare Auswirkungen für den weiteren Verlauf des Verfahrens gebe es jedoch vorerst nicht.

Vermögen sei "seit langem und immer wieder" verschoben worden

"Wir hatten genügend Anhaltspunkte für die Durchsuchungen", sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Die Behörde habe nach dem Anfang des Jahres gestellten Insolvenzantrag routinemäßig Vorermittlungen aufgenommen, dabei habe sich der Tatverdacht erhärtet. Ermittelt werde gegen "Verantwortliche", dazu gehörten auch Mitarbeiter des Unternehmens. Die Namen der Beschuldigten wollte die Behörde nicht preisgeben.

Durchsucht wurden drei Firmenräume im baden-württembergischen Alb-Donau-Kreis, in dem auch der Schlecker-Firmensitz liegt, sowie ein Geschäftsraum in der Region Osnabrück. Die durchsuchten Wohnungen liegen nach Angaben der Ermittler vor allem im Raum Ulm. Zudem stattete die Polizei auch privaten Wohnräumen in Berlin, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen Besuche ab.

Es habe "seit langem und immer wieder" Vermögensverschiebungen gegeben, sagte die Sprecherin weiter. Dadurch seien die Gläubiger des Unternehmens möglicherweise geschädigt worden. Neben Grundstücken seien den bisherigen Ermittlungen zufolge auch andere Wertgegenstände transferiert und damit der Insolvenzmasse möglicherweise entzogen worden. Bankrott und Untreue können mit mehrjährigen Freiheitsstrafen geahndet werden.

Schlecker hatte im Januar Insolvenz angemeldet, nachdem das Unternehmen bereits über Jahre hinweg Verluste geschrieben hatte. Anfang Juni hatten sich die Gläubiger für eine Zerschlagung der Drogeriekette entschieden, nachdem die Insolvenzverwaltung vergebens nach einem Investor gesucht hatte.

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