Ergo:Alles neu

Der Chef Markus Rieß setzt zahlreiche Spitzenmanager um und wildert bei der Allianz. Dabei hat die Tochter der Munich Re genug Probleme. Möglicherweise soll die hohe Rotationsgeschwindigkeit an der Spitze bei der Lösung helfen.

Von Herbert Fromme, Köln

Mancher Mitarbeiter der Ergo-Versicherungsgruppe mag sich fragen, ob man sich den Namen der oder des neuen Vorgesetzten noch merken soll, oder ob sich das nicht lohnt. Konzernchef Markus Rieß erhöht gerade spürbar die Umschlagsgeschwindigkeit beim Spitzenpersonal der Düsseldorfer Munich Re-Tochter.

Eigentlich hat der Konzern genug Probleme: Mit einem Großumbau einschließlich Personalreduzierung will er wieder wettbewerbsfähig werden. Mit dem Plan, die beiden großen Lebensversicherer Ergo und Victoria mit 6 Millionen Kunden an Investoren zu verkaufen, macht er negative Schlagzeilen. Und die Probleme der veralteten IT sind weiter ungelöst. Vielleicht hilft da ja ein Revirement bei den Chefs, mag sich Rieß denken. Elf Frauen und Männer gehen, werden von Konkurrenten abgeworben oder arbeiten künftig in neuer Rolle.

In Nürnberg wundern sich jedenfalls die Angestellten der Ergo Direkt, einst Karstadt Quelle Versicherungen. Vor nicht einmal zwei Jahren machte Rieß Peter Stockhorst, 52, zum Chef. Er galt nach seiner erfolgreichen Zeit beim Direktversicherer Cosmos als ausgewiesener Fachmann für dieses Geschäftsfeld. Doch jetzt verlässt Stockhorst die Gruppe. Immer mehr Aktivitäten der Ergo Direkt werden in die Schwestern in Düsseldorf und Köln integriert, er wäre bald nur noch Abteilungsleiter.

Wohin die Reise geht, zeigt die Wahl des Nachfolgers. Der 45-jährige Sebastian Rapsch kommt vom Ergo-Krankenversicherer DKV in Köln - und bleibt dort auch Vorstandsmitglied, während er die Führung in Nürnberg übernimmt. Offenbar soll Rapsch die Integration der Ergo Direkt Kranken in die DKV vorbereiten.

Auch der Hauptsitz Düsseldorf spürt die erhöhte Rotationsgeschwindigkeit. Ende 2016 holte Rieß Markus Hofmann von der Allianz. Er machte den heute 52-Jährigen zum Chef der Ergo Versicherung, die in Deutschland das Geschäft mit der Autoversicherung, Gebäuden, Gewerbe und ähnlichen Risiken betreibt. Rieß kennt Hofmann gut, schließlich stand er einst an der Spitze der Allianz Deutschland. Knapp ein Jahr später wird Hofmann einfaches Vorstandsmitglied und ist nicht länger Vorstandschef. Gleichzeitig soll er sich um den neu zu gründenden Industrieversicherer Ergo International Corporate Solutions kümmern, den er zusammen mit zwei Managern der polnischen Ergo Hestia führt.

Für die Hofmann-Nachfolge an der Spitze der Ergo Versicherung holt Rieß wieder einen Allianz-Mann: Mathias Scheuber, 60 Jahre alt, hatte in München seinen Ruhestand als Vorstand zum 1. Januar 2018 verkündet. Doch jetzt hängt er noch ein paar Jahre dran und geht nach Düsseldorf. Auf eine deutlich längere Karriere bei Ergo hofft Christian Molt, 48. Er gilt bei der Allianz als großes Talent, Rieß macht ihn zum Vorstand der Ergo Deutschland. Ach ja, und Vorstand Silke Lautenschläger, 49, geht nach Belgien, wo sie die dortige DKV leiten soll.

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