Erdrutsche am Drei-Schluchten-Damm:Tausende Chinesen müssen umsiedeln

Es ist das größte Stromprojekt der Welt: Der Drei-Schluchten-Staudamm in China. Erdrutsche und Wasserverschmutzung zwingen nun Tausende Chinesen zum erneuten Umzug. Die Auswirkungen des Damms auf die Umwelt sind gravierender als gedacht.

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View from the Three Gorges dam over the Yangtze River in Yichang

Quelle: REUTERS

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Es ist das größte Stromprojekt der Welt: Der Drei-Schluchten-Staudamm in China. Erdrutsche und Wasserverschmutzung zwingen nun Tausende Chinesen zum erneuten Umzug. Die Auswirkungen des Damms auf die Umwelt sind gravierender als gedacht.

Seit kurzem speist auch die letzte Turbine des Drei-Schluchten-Damms Strom ins chinesische Netz ein. 17 Jahre dauerte es, das weltgrößte hydroelektrische Projekt zu stemmen. 59 Milliarden US-Dollar kostete der Staudamm, 1,3 Millionen Menschen mussten dafür umziehen. Jetzt müssen mindestens 20.000 Bewohner von Huangtupo ein zweites Mal ihre Häuser aufgeben. Erdrutsche gefährden die Gebäude. Das Foto zeigt den Blick vom Drei-Schluchten-Damm über den Jangtse-Fluss in Yichang.

Farmer stands under high voltage power lines at a suburban area of Shanghai

Quelle: REUTERS

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22,5 Gigawatt produziert der Drei-Schluchten-Damm. Genug um damit den Strombedarf der Schweiz zu decken. Über Hochspannungsleitungen wird der Strom nach Shanghai transportiert, um Städte und Industrieanlagen zu versorgen.

View of Yangtze river from a building under demotion at a residential area which will be relocated, in Huangtupo, Badong city

Quelle: REUTERS

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In den späten 1990ern und frühen 2000er Jahren siedelte die chinesische Regierung 1,3 Millionen Menschen um, die in einem etwa tausend Quadratkilometer großen Areal rund um den entstehenden Stausee lebten. Sie mussten in die Stadt Huangtupo umziehen. Jetzt ist auch Huangtupo gefährdet. Staatlichen Medienberichten zufolge kamen seit 2007 mindestens 48 Menschen bei Erdrutschen in der Gegend um den Stausee ums Leben. Mindestens 20.000 Chinesen müssen nun zum zweiten Mal umziehen. "Wenn die Regierung sagt, dass man umziehen muss, zieht man um. Wir können uns nicht widersetzen", sagte Shuai Linxiang, eine 59-jährige Anwohnerin, der Nachrichtenagentur Reuters. In Huangtupo werden die ersten Häuser bereits wieder abgerissen.

Boy stands inside cracked house after landslide near Badong, on banks of Yangtze River, away from the Three Gorges dam in Hubei province

Quelle: REUTERS

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Ein Junge steht in einem Haus in Badong, nahe des Jangtse-Flusses, das nach einem Erdrutsch von Rissen durchzogen ist. Die Zahl der Erdrutsche hat um 70 Prozent zugenommen, seit der Wasserstand sein Maximum von 175 Metern erreicht hat, sagt ein Mitarbeiter des Landwirtschafts- und Energieministeriums. Der sich ändernde Wasserstand ruft die Erdbewegungen hervor. Im Sommer senken die Verantwortlichen aus Angst vor Fluten den Wasserstand um bis zu 30 Meter, im Winter wird er wieder erhöht. "Es ist vergleichbar mit einer Person, die an einem Platz steht. Wenn man an der Person zieht und drückt, wird sie nicht mehr so sicher und fest stehen wie zuvor", erklärt Fan Xiao, Geologe eines der Regierung nahe stehenden Institutes aus der südwestlichen Provinz Sichuan.

Man fishes at the Yangtze River near the Three Gorges dam in Yichang

Quelle: REUTERS

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Neben den geologischen Veränderungen kritisieren Umweltschützer auch die zunehmende Wasserverschmutzung. Hunderte Fabriken, Minen und Müllhalden wurden im Laufe der Jahre geflutet. Hinzu kommt der Bau und die Besiedlung von Städten entlang des Stausees. Beides führte dazu, dass sich die Abwassermengen zwischen 2000 und 2005 verdoppelten. Durch den Staudamm ist die Fließgeschwindigkeit des Wassers gedrosselt. Er kann sich somit schlechter selbst reinigen. Fischer leiden besonders unter der schlechteren Wasserqualität.

Labourer works at a construction site to raise houses for people who will be relocated in Badong, on the banks of the Yangtze River

Quelle: REUTERS

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Arbeiter in Badong sind damit beschäftigt, neue Häuser und Wohnungen für die Umsiedler aus Huangtupo zu bauen. Zu den 20.000 Menschen, die betroffen sind, könnten in den nächsten drei bis fünf Jahren weitere 100.000 kommen. Shuai, die 59-jährige Anwohnerin, bekam nach eigenen Angaben etwas mehr als 600 Euro für ihren Umzug von der Regierung - 25 Euro pro Person in der Familie plus 125 Euro Aufwandsentschädigung für den Umzug. Die Regierung bestätigte diese Zahlen gegenüber Reuters nicht.

© Süddeutsche.de/Reuters/webj/bbr
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